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Warenkunde Feste Seife

Waren­kun­de Fes­te Sei­fe
Fest gemacht

Ob Händewaschen oder ­Duschen: Wasser allein macht macht’s nicht. Seit Tausenden von Jahren greift die Menschheit deshalb zur Seife. Im 20. Jahrhundert wurde sie größtenteils von tensidhaltigen Flüssig­produkten abgelöst. Heute erleben Seifen eine ­ungeahnte Renaissance, Duschgele werden immer ­häufiger zum Duschstück.
Bioboom Warenkunde feste Seife Titelbild
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Aus­lö­ser für den neu­en Trend war die Unlust ­an der Plas­tik­ver­pa­ckung: Die ­fes­ten Wasch­stü­cke las­sen sich spar­sam und ­plas­tik­frei ver­packt anbie­ten – und sie bie­ten noch wei­te­re Vorteile.

 

Sei­fe – Fan­gen wir von vor­ne an: 

 
Die Geschich­te der Sei­fe beginnt mit den ers­ten Hoch­kul­tu­ren der Mensch­heit. Auf einer Ton­ta­fel im Irak wur­de ein sume­ri­sches Rezept für eine Vor­form der Sei­fe gefun­den, und bereits im alten Ägyp­ten wur­de eine mit Soda ver­setz­te Mischung aus ver­brann­ten Pflan­zen und Ölen zur Kör­per­rei­ni­gung genutzt. Die ers­ten rich­ti­gen Sei­fen wur­den ver­mut­lich in Vor­der­asi­en her­ge­stellt. Die Sei­fen­her­stel­lung hat dort bis heu­te Tra­di­ti­on: Die syri­sche Alep­po­sei­fe aus Oli­ven- und Lor­beer­öl gehört zu den wohl bes­ten der Welt und ist ein abso­lu­ter Klassiker.
 
Im Mit­tel­al­ter kamen die ers­ten Sei­fen – und das Wis­sen über ihre Her­stel­lung – nach Euro­pa. Zunächst war Sei­fe ein Luxus­er­zeug­nis, das dem Adel vor­be­hal­ten war. In der fol­gen­den Zeit ent­wi­ckel­te sich eine pro­spe­rie­ren­de Bade­kul­tur. Es ent­stan­den Bade­häu­ser, die dem Bür­ger­tum und spä­ter auch der ärme­ren Bevöl­ke­rung zugäng­lich waren. Die mit­tel­al­ter­li­chen Pest­epi­de­mien setz­ten dem ein Ende. Das Waschen mit Was­ser und Sei­fe galt als der Gesund­heit schäd­lich, statt­des­sen setz­te man auf Par­fum und Puder. Erst im 19. Jahr­hun­dert begann die Geschich­te der moder­nen Hygie­ne, bald konn­te Sei­fe auch indus­tri­ell her­ge­stellt wer­den und wur­de Bestand­teil des Alltags.

 

Kul­tur­tech­nik Seifensieden

 
Damals wie heu­te bleibt die Grund­for­mel für eine Sei­fe immer die glei­che: Fett und Lau­ge. Als Fett kann sowohl tie­ri­sches (Talg) als auch Pflan­zen­öl die­nen. Beim soge­nann­ten Sei­fen­sie­den wird das Fett durch das ­Kochen mit Natron­lau­ge in Gly­ce­rin und Alka­li­sal­ze zer­legt. Die dadurch ent­stan­de­ne zähe Mas­se nennt man Sei­fen­leim. Durch die Zuga­be einer spe­zi­el­len Salz­lö­sung wer­den die fes­ten und flüs­si­gen Bestand­tei­le von­ein­an­der getrennt. 
 
Die an der Ober­flä­che schwim­men­den, fes­ten Bestand­tei­le wer­den abge­schöpft und ver­mischt. Hin­zu kom­men wei­te­re Bestand­tei­le wie Duft- und Farb­stof­fe, even­tu­ell auch Pee­ling­kör­per oder Pflan­zen­stück­chen. Die fer­ti­ge Mas­se wird in Form gebracht und getrock­net: Vom ein­fa­chen Stück, das von einem lan­gen Strang abge­schnit­ten wird, bis hin zu fan­ta­sie­vol­len For­men und Stem­peln ist dabei (fast) alles möglich. 
 
Fan­gen wir von vor­ne an:
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Ten­si­de wach­sen nicht auf Bäumen. 

 
Für die von der Ent­wick­lung von Wis­sen­schaft und Tech­nik begeis­ter­te Welt des 20. Jahrund­er­ts schie­nen die Vor­tei­le syn­the­ti­scher Ten­si­de auf der Hand zu lie­gen: Ob Spül­mit­tel für ver­krus­te­te Auf­lauf­for­men oder Syn­det für tro­cke­ne Haut, die unter­schied­li­chen Ten­si­de lie­ßen sich so kom­bi­nie­ren, dass sie per­fekt auf den Ein­satz­zweck abge­stimmt waren. Die Pro­duk­te waren flüs­sig und konn­ten in attrak­ti­ven bun­ten Plas­tik­fla­schen ver­packt wer­den: Das moch­ten die Verbraucher:innen lie­ber als die glit­schi­gen Sei­fen­stü­cke, die gegen Ende ihrer Lebens­dau­er unat­trak­tiv aussahen.

 

Sau­er oder basisch


Ein wei­te­res wich­ti­ges Argu­ment schien der ph-Wert der Pro­duk­te zu sein: Ten­sid­hal­ti­ge Pro­duk­te las­sen sich per­fekt auf einen haut­neu­tra­len ph-Wert ein­stel­len, der leicht sau­er ist und bei 5,5 liegt. Sei­fe (die übri­gens eben­falls zur Stoff­grup­pe der Ten­si­de gehört) hat einen ph-Wert von 7 und ist damit basisch. Das sei nicht gut für die Haut, es ver­än­de­re ihren natür­li­chen ph-Wert. Sei­fe sei aggres­siv und trock­ne die Haut aus, so lau­te­te die Argu­men­ta­ti­on der Syn­det-Fans. Tat­säch­lich ver­schiebt sich nach dem Waschen mit Sei­fe der ph-Wert der Haut vor­über­ge­hend – stellt sich aber auch sehr schnell wie­der her.
 

Nie­der­gang und Wiedergeburt

 

Weni­ger Ver­pa­ckung und kein Was­ser: Das geht aber auch mit Ten­si­den – und so haben die klas­si­schen Sei­fen heu­te im Regal immer mehr Gesell­schaft von so genann­ten fes­ten Dusch­ge­len. Sie sind »nor­ma­le« Dusch­ge­le minus Was­ser, haben aber die glei­chen Eigen­schaf­ten wie ihr flüs­si­ges Pen­dant. Heu­te tra­gen nicht nur Sei­fen-Manu­fak­tu­ren und Natur­kos­me­tik­her­stel­ler zum immer brei­te­ren Ange­bot bei, auch kon­ven­tio­nel­le Kos­me­tik­fir­men haben den Trend erkannt und in Dro­ge­rie- und Super­märk­te gebracht. 

 

Erst die Unver­packt-Bewe­gung und die wach­sen­de Kri­tik an der Plas­tik­müll­flut führ­te dazu, dass Vor­tei­le der guten alten Sei­fe wie­der­ent­deckt wurden.

Blick auf die Zutatenliste … 

 

Die redu­zier­te Ver­pa­ckung ist ein grund­sätz­li­cher Vor­teil gegen­über flüs­si­gen Pro­duk­ten. Den Blick auf die Zuta­ten­lis­te ersetzt das nicht, denn aggres­si­ve Ten­si­de, syn­the­ti­sche Farb- und Duft­stof­fe, pro­ble­ma­ti­sche Zusatz­stof­fe kön­nen auch in Stück­form auf­tre­ten. Eine Natur­sei­fe zeich­net sich dadurch aus, dass sie aus rei­nen Ölen ver­seift wur­de, ein natur­kos­me­ti­sches fes­tes Dusch­gel oder Flüs­sigs­ei­fe aus mil­den, nach­wach­sen­den Ten­si­den. Ihren Duft ver­dan­ken die guten Stü­cke bei­der Kate­gorien natür­li­chen äthe­ri­schen Ölen, eben­so blei­ben syn­the­ti­sche Farb­stof­fe außen vor. 

 

… oder gleich Natur­kos­me­tik kaufen 

 

Wer hier auf Num­mer sicher gehen will, und kein enzy­klo­pä­di­sches Roh­stoff­wis­sen hat, kauft am bes­ten zer­ti­fi­zier­te Natur­kos­me­tik (zum Bei­spiel Cos­mos, NaTrue oder EcoCert). Übri­gens: Die über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit der natur­kos­me­ti­schen Sei­fen und fes­ten Dusch­ge­le ist auch vegan, vie­le Pro­duk­te ent­hal­ten nicht nur pflanz­li­che, son­dern auch Bio-Zutaten. 

 

Bioboom Warenkunde feste Seife

Ein tro­cke­nes Plätzchen

 

Ob Sei­fe oder fes­tes Dusch­gel, eines haben die guten Stü­cke gemein­sam: Sie brau­chen ein tro­cke­nes Plätz­chen, zum Bei­spiel eine hüb­sche Sei­fen­scha­le mit ­Löchern oder ein Säck­chen, in dem sie luf­tig hän­gen dür­fen, sonst wer­den sie weich und lösen sich schnel­ler auf. 

 

Viel­falt genießen

 
Sei­fe oder Syn­det, was ist denn nun bes­ser? Das kommt drauf an: Auf den eige­nen Haut­typ und die eige­nen Vor­lie­ben. Für die einen ist Sei­fe das ursprüng­lichs­te Rei­ni­gungs­mit­tel und das abso­lu­te Non­plus­ul­tra. Man­che lie­ben an der Sei­fe den basi­schen ph-Wert (schließ­lich gibt es ja auch Basen-Kos­me­tik), ande­re legen Wert auf einen haut­neu­tra­len ph-Wert. Also, pro­biert es aus: Fin­det das Stück mit dem per­fek­ten Schaum, dem super Haut­ge­fühl, dem tol­len Duft – im Natur­kos­me­tik-Regal Eures Bio-Markts liegt bestimmt auch Eure neue Lieblingssorte.
 
→ Jea­ni­ne Tovar
 

 

Die­ser Bei­trag Erschien in der Aus­ga­be 93 – Win­ter 2021

Bioboom Magazin Ausgabe 93 Cover

 

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Die­ser Bei­trag erschien in Aus­ga­be 92 — Herbst 2021

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Die­ser Bei­trag erschien in Aus­ga­be 92 — Herbst 2021

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