Heute wissen wir allerdings, dass die UV-Strahlung der Sonne nicht nur die Entstehung von Hautkrebs begünstigt sondern definitiv für den Löwenanteil der Hautalterung verantwortlich ist.
An vorderster Front betroffen ist natürlich das Gesicht, ein Körperteil, den wir in der Regel nicht mit Kleidung bedecken. Deshalb gehört eine Creme mit Lichtschutzfaktor fürs Gesicht heute für viele einfach dazu. Schließlich ist korrekter Lichtschutz ein wichtiger Beitrag zur Hautgesundheit, indem er uns vor Sonnenbrand schützt, das Risiko an Hautkrebs zu erkranken senkt und nicht zuletzt vorzeitige Hautalterung und Pigmentflecken mindern kann. Und das nicht nur im Urlaub: Schließlich dringen selbst bei bewölktem Himmel bis zu 90 Prozent der Sonneneinstrahlung durch. Diese besteht aus einem Spektrum von Ultraviolettstrahlen. Die langwelligen UVA-Strahlen führen dazu, dass in der Haut freie Radikale gebildet werden, die wiederum die hauteigenen Kollagene angreifen. UVB-Strahlen sind kurzwellig und hauptverantwortlich für Sonnenbrände. Hautkrebs begünstigen sie beide. Statt Sonnenschirmen verwenden wir heute kosmetische Sonnenschutzmittel, um die schädlichen Strahlen abzuwenden.
Chemisch-problematischer Lichtschutz
Dabei wird unterschieden zwischen chemischem und mineralischem bzw. physikalischem Lichtschutz. Die chemisch-synthetischen Lichtschutzfilter, die in der konventionellen Kosmetik verwenden werden, dringen in die Haut ein. Dort absorbieren sie die UV-Strahlung und wandeln sie in energieärmere um. Rund 30 dieser Stoffe sind in konventioneller Kosmetik zugelassen. Sie funktionieren – doch leider stehen etliche von ihnen, wie zum Beispiel Octocrylen und Ethylhexylmethoxycinnamat im Verdacht, hormonell zu wirken. Octocrylen kann sowohl bei der Herstellung als auch als Abbauprodukt den Stoff Benzoephenon bilden, der als »möglicherweise« krebserregend gilt. Zudem enthalten Produkte mit synthetischen Lichtschutzfaktoren oft auch Emulgatoren wie zum Beispiel PEG-Verbindungen, die die Haut durchlässiger machen können – also erst recht nichts, was man täglich auf der empfindlichen Gesichtshaut haben möchte. Ein kleiner Exkurs: Synthetische Lichtschutzfilter wie Ethylhexymethoxycinnamat und Benzophenon werden auch für das Korallensterben mitverantwortlich gemacht, da sie über eingecremte Badende ins Meer gelangen – im US-Bundesstaat Hawaii sind Cremes mit diesen Filtern aus Umweltschutzgründen seit 2021 verboten.
Naturkosmetik setzt auf mineralische Pigmente
In der Naturkosmetik wird ausschließlich der sogenannte physikalische Lichtschutz verwendet, der nach einem ganz anderen Prinzip funktioniert: Fein vermahlene Pigmente aus Titandioxid und/oder Zinkoxid legen sich auf die Haut und reflektieren das Licht wie Mini-Spiegel. Grundsätzlich eine gute Idee: Allerdings waren die Pigmente der ersten Generation der Produkte noch relativ groß. Das führte dazu, dass die Cremes und Lotionen ausgesprochen zäh waren, zögerlich einzogen und vor allem: Sie bildeten eine deutlich sichtbare weiße Schicht, die den Damen des 19. Jahrhunderts sicherlich gefallen hätte. Mittlerweile sind sie wesentlich anwendungsfreundlicher. Das liegt vor allem daran, dass die Pigmentteilchen im Laufe der Zeit immer kleiner wurden – bis hin zu Nanopartikeln. Ob Nanopartikel durch gesunde Haut dringen können, gilt als unwahrscheinlich, ist aber noch nicht abschließend geklärt. Laut EU-Kosmetikverordnung müssen sie deklariert werden, wenn mehr als die Hälfte der verwendeten Pigmente in einer Größe zwischen 1 und 100 Nanometern liegen. Es findet sich der Zusatz »(nano)« hinter dem entsprechenden Inhaltsstoff.
Die richtige Wahl treffen
Gerade in der Bio-Branche sind sowohl Titandioxid als auch Nanotechnologie eigentlich verpönt. Haben wir beim Sonnenschutz also nur die Wahl zwischen Pest (chemischer LSF) und Cholera (physikalischer LSF)? Fest steht: Effektiver Sonnenschutz ist ein Muss, es sei denn, wir kehren puristisch zum Sonnenschirm zurück. Angesichts dessen stellt das Verbrauchermagazin ÖkoTest in seinem Jahrbuch 2022 fest: Nach jetzigem Kenntnisstand seien die mineralischen Filter in Sonnencremes für die Haut immer noch die bessere Wahl als die chemischen Filter.
Anwendungsfreundlich: Spezialprodukt fürs Gesicht
Soweit, so gut: Aber braucht man eigentlich wirklich eine spezielle Creme fürs Gesicht? Die Antwort ist ein klares »Jein«. Denn eigentlich schützt jedes Produkt, das Ihr gut vertragt, das Gesicht genauso gut wie zum Beispiel den Rücken. Aber gerade wenn es darum geht, das Gesicht täglich zu schützen, sind Spezialprodukte fürs Gesicht vielleicht doch angenehmer. Die Konsistenz ist in der Regel leichter, so dass es ohne Zerren und Ziehen aufzutragen ist. Und sie liefern zusätzliche Wirkstoffe, die Feuchtigkeit spenden und pflegen, wie zum Beispiel Aloe-Extrakt oder Hyaluronsäure, sowie pflanzliche Öle wie zum Beispiel Sesam- oder Jojobaöl.
Täglich oder nach Bedarf
Aktuell geht der Trend dahin, täglich Sonnenschutz zu verwenden, egal ob Winter oder Sommer, Fahrradtour oder Home Office. Das gilt besonders, falls Ihr kosmetische Produkte verwenden solltet, die die Haut empfindlicher machen, wie zum Beispiel chemische Peelings oder Seren mit Retioniden. Ob Ihr jeden Tag eine Tagescreme mit Lichtschutz verwendet, nur im Sommer oder nur wenn Ihr viel im Freien seid – diese Entscheidung kann Euch keiner abnehmen. Sie hängt von Eurem Hauttyp ab, von Eurem Alltag und natürlich davon, wie kosmetik- affin Ihr seid: Ein rothaariger und hellhäutiger Mensch, der in einer Staudengärtnerei arbeitet, wird diese Frage für sich anders beantworten als jemand, der eine 45-Stunden-Woche im Büro verbringt und sowieso am liebsten nachts unterwegs ist.
Im Zweifel für den Sonnenschutz
Für eine gesunde Haut ohne vorzeitige Falten und Flecken lohnt es sich definitiv, beim Thema Sonnenschutz auf der Hut zu sein. Und ob Körper oder Gesicht, Sonnencreme oder Tagescreme mit Lichtschutz: Im Naturkosmetik-Regal findet Ihr Produkte, die nicht nur Eure Haut schützen, sondern auch besser für die Umwelt sind.
Text: Jeanine Tovar
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