Beliebt waren Mischungen aus Kräutern, die im Garten und in der Natur wuchsen und oft selbst gesammelt wurden – was man eben im Haus hatte. Die Mischungen waren regional und saisonal ganz unterschiedlich, viele Familien hatten ihr eigenes Rezept. So auch die Urgroßmutter von Lebensbaum-Gründer Urich Walter. Sie pflegte an den ersten Herbsttagen immer eine riesige Kanne von ihrem hausgemachten Tee aufzusetzen. Die Mischung dafür stellte sie in ihrer Küche zusammen: Pfefferminze, Melisse und Thymian kamen aus dem eigenen Garten, die Kamille wurde auf Spaziergängen gepflückt, Fenchel und Anis kamen vom örtlichen Drogisten.
Traditionell, einfach und natürlich – das passte zu dem Lebensstil, den die jungen Alternativen in den 70er Jahren für sich neu entdeckten und zu denen Ulrich Walter gehörte. 1979 übernahm er in Diepholz einen der ersten Bio-Läden der Republik. Der Name: Lebensbaum. Dort mischte er die erste Bio-Kräuterteemischung Deutschlands – nach Wilhelmines überliefertem Rezept. Lediglich ein bisschen Süßholz zur Abrundung fügte er noch dazu. Er nannte ihn schlicht: Haustee. In braunen Packpapiertüten, die heute schon wieder ganz zeitgemäß wirken, fand der Haustee seinen Weg in die Teekannen der zunächst noch wenigen, aber begeisterten Bio-Kund:innen.
Was Lebensbaum angeht: Der Rest ist Bio-Geschichte. Aus dem kleinen Bio-Laden wächst über die Jahre ein mittelständisches Unternehmen, das sich auf Tee, Kaffee und Gewürze in Bio-Qualität spezialisiert. »Der Haustee mit seiner originalen Rezeptur ist nach wie vor ein beliebter Klassiker in unserem Sortiment. Die einzige Anpassung ist, dass er heute auch zusätzlich im Teebeutel angeboten wird«, erklärt Marketingleiterin Heike Schlachter. Warum sollte man schließlich etwas ändern, was einfach rundum gut ist?