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(K)eine Glau­bens­fra­ge
Ist Bio gesünder?

Du bist, was du isst — so sagt das Sprichwort, und die eigene Gesundheit ist für viele Menschen ein triftiger Grund, sich für Bio-Lebensmittel zu entscheiden: Weniger Chemie, mehr Nähr- stoffe und oft auch noch schmackhafter, so das positive Image von Bio-Produkten. Alles Quatsch, sagen andere, auch konventionelle Lebensmittel seien sicher, die Qualitätsunterschiede vernachlässigbar. Ja, was denn nun? Wir stellen vor, was in Bio drin ist, was eben nicht drin ist – und warum es bei dem Thema nicht nur um unsere persönliche Gesundheit geht.
Bioboom Ausgabe 104 Hintergrund — Ist Bio gesünder?
Bioboom Ausgabe 104 Hintergrund — Ist Bio gesünder?

Siehe auch:

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Weni­ger Pestizidrückstände

 

Der Ein­satz von che­misch-syn­the­ti­schen Pes­ti­zi­den ist im öko­lo­gi­schen Land­bau ver­bo­ten. Ent­spre­chend nied­rig sind die in Bio-Lebens­mit­teln gefun­de­nen Rück­stän­de. »Der über­wie­gen­de Teil der Bio-Pro­ben ist rück­stands­frei«, sagt Hol­ger Schar­pen­berg, der das BNN-Moni­to­ring lei­tet. Mit dem von ihm auf­ge­bau­ten Pes­ti­zid-Moni­to­ring sorgt der Bun­des­ver­band Natur­kost Natur­wa­ren BNN e.V. seit über 20 Jah­ren für die Sicher­heit von Bio-Ware. Er lässt Pro­duk­te stich­pro­ben­ar­tig prü­fen und legt dabei einen Ori­en­tie­rungs­wert zugrun­de, der weit unter den gesetz­lich fest­ge­leg­ten Grenz­wer­ten liegt.

 

Dass Rück­stän­de von Stof­fen, die dazu bestimmt sind, Insek­ten, Pil­ze und Pflan­zen zu töten, auch für Men­schen nicht gesund sind, leuch­tet ein. »Wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en bele­gen einen Zusam­men­hang zwi­schen Pes­ti­zi­den und Par­kin­son sowie Leuk­ämie im Kin­des­al­ter«, stellt die Hein­rich-Böll-Stif­tung auf ihrer Web­site fest. Auch das Risi­ko für Adi­po­si­tas und Dia­be­tes sowie neu­ro­lo­gi­sche und Fort­pflan­zungs­stö­run­gen stei­ge, so die Stif­tung, die regel­mä­ßig den »Pes­ti­zi­dat­las« ver­öf­fent­licht. Nun lie­ße sich kon­tern, dass auch kon­ven­tio­nell erzeug­te Lebens­mit­tel in Deutsch­land in der Regel gering belas­tet sind: 2022 betrug die Anzahl an Über­schrei­tun­gen der Rück­stand­höchst­ge­hal­te bei Lebens­mit­teln aus Deutsch­land 1,3 Pro­zent, bei Pro­duk­ten aus ande­ren EU-Län­dern 1,5 Pro­zent, so das Ver­brau­cher­schutz­ma­ga­zin Öko­Test. Aller­dings: Gesetz­li­che Höchst­men­gen gel­ten jeweils für eine Sub­stanz — Lebens­mit­tel kön­nen jedoch mit gleich meh­re­ren Pes­ti­zi­den belas­tet sein, die sich auf­sum­mie­ren. Die mög­li­chen Wir­kun­gen sol­cher »Pes­ti­zid­cock­tails« sind kaum erforscht.

 

Weni­ger Nitrat

 

Ein ande­rer uner­wünsch­ter Stoff, der vor allem in kon­ven­tio­nel­lem Gemü­se immer wie­der von sich reden macht, ist Nitrat. Bei Nitrat han­delt es sich um eine anor­ga­ni­sche Stick­stoff­ver­bin­dung, die als Bestand­teil von Kunst­dün­ger auf die Fel­der aus­ge­bracht wird. Nitrat an sich ist für den mensch­li­chen Kör­per rela­tiv unbe­denk­lich. Im Kör­per kann es unter Umstän­den teil­wei­se zu Nitrit umge­wan­delt wer­den, was vor allem für Babys gefähr­lich ist. Wei­ter­hin kann Nitrit mit natür­lich vor­kom­men­den Ami­nen, die in fast jedem Lebens­mit­tel vor­kom­men, zu Nitros­ami­nen reagie­ren, die krebs­er­re­gend wir­ken kön­nen. Im öko­lo­gi­schen Land­bau ist der Ein­satz von syn­the­ti­schen Dün­ge­mit­teln ver­bo­ten. Des­halb ent­hal­ten sie auch weni­ger Nitrat: Näm­lich nur 49 Pro­zent im Ver­gleich zu kon­ven­tio­nel­lem Gemü­se, so eine Unter­su­chung aus dem Jahr 2007.

 

Mehr Nähr­stof­fe

 

Eins vor­weg: Nicht jedes Bio-Obst oder ‑Gemü­se ent­hält auto­ma­tisch mehr Nähr­stof­fe als das kon­ven­tio­nel­le Gegen­stück. Denn Ein­flüs­se wie Sor­te, Stand­ort, kli­ma­ti­sche Bedin­gun­gen, Lage­rung etc. spie­len eben­falls eine gro­ße Rol­le, wenn es dar­um geht, wie­viel gesund­heits­för­der­li­che Nähr­stof­fe im End­re­sul­tat ste­cken. Den­noch hat Bio oft die Nase vorn: Pflan­zen aus Bio-Anbau bil­den häu­fig mehr Zucker als kon­ven­tio­nel­le — das könn­te ein Grund dafür sein, dass Bio vie­len Men­schen bes­ser schmeckt. Die geern­te­ten Pro­duk­te ent­hal­ten weni­ger Was­ser und haben damit eine höhe­re Nähr­stoff­dich­te — dass das ernäh­rungs­phy­sio­lo­gisch vor­teil­haft ist, liegt auf der Hand.

 

Durch­aus nicht zweit­ran­gig: Die sekun­dä­ren Pflanzeninhaltsstoffe

 

Als sol­che bezeich­net man die Stof­fe in Pflan­zen, die weder Makro­nähr­stof­fe (Eiweiß, Fett, Koh­len­hy­dra­te), noch Vit­ami­ne, Mine­ra­li­en und Spu­ren­ele­men­te sind: Dazu zäh­len Farb­stof­fe, aber auch Stof­fe, mit denen sich die Pflan­ze vor Fress­fein­den oder Son­ne schützt, wie Anti­oxi­d­an­zi­en, Fla­vo­no­ide, phe­n­o­li­sche Sub­stan­zen und unzäh­li­ge mehr. Heu­te wis­sen wir, dass sie durch­aus nicht zweit­ran­gig sind: Sie spie­len eine wich­ti­ge, noch längst nicht voll­stän­dig erforsch­te Rol­le für die mensch­li­che Gesund­heit und sind wahr­schein­lich wesent­lich ver­ant­wort­lich für den posi­ti­ven Effekt von Obst und Gemü­se auf die Gesund­heit. Da im Bio-Land­bau Pes­ti­zi­de und Kunst­dün­ger tabu sind, braucht es Pflan­zen, die robust und unan­fäl­lig sind und trotz­dem gute Erträ­ge brin­gen. Sie basie­ren oft auf soge­nann­ten »alten Sor­ten« — und es ist zu ver­mu­ten, dass sie, zum Bei­spiel zur Abwehr von Fress­fein­den, mehr sekun­dä­re Meta­bo­li­ten bil­den. Eine Stu­die bri­ti­scher For­schen­der kam bereits 2011 zu dem Schluss: Wür­de man von 100 Pro­zent kon­ven­tio­nel­ler Ernäh­rung auf 100 Pro­zent Bio umstei­gen, wür­de man 12 Pro­zent mehr sekun­dä­re Pflan­zen­in­halts­stof­fe zu sich nehmen.

 

 

 

Bioboom Ausgabe 104 Hintergrund — Ist Bio gesünder?

Pflan­zen aus Bio-Anbau bil­den häu­fig mehr Zucker als kon­ven­tio­nel­le — das könn­te ein Grund dafür sein, dass Bio vie­len Men­schen bes­ser schmeckt. Die geern­te­ten Pro­duk­te ent­hal­ten weni­ger Was­ser und haben damit eine höhe­re Nähr­stoff­dich­te — dass das ernäh­rungs­phy­sio­lo­gisch vor­teil­haft ist, liegt auf der Hand.

 

 

Qua­li­täts­vor­teil Bio: Das Bei­spiel Milch

 

Wenn es um Fleisch, Milch und Eier geht, ist für vie­le Bio-Kund:innen Tier­wohl ein wich­ti­ge­res Argu­ment als die eige­ne Gesund­heit. Bio-Tie­re haben mehr Platz, bekom­men bes­se­res Fut­ter, kön­nen art­ge­rech­ter leben. Tat­säch­lich wirkt sich die Art der Hal­tung aber auch auf die Qua­li­tät der tie­ri­schen Bio-Lebens­mit­tel aus. Zum Bei­spiel bei Milch: Wenn sich Kühe auf der Wei­de non Gras und Kräu­tern ernäh­ren dür­fen, hat ihre Milch einen höhe­ren Gehalt an »guten« Fett­säu­ren, wie zum Bei­spiel n‑3 Lin­olen­säu­ren oder kon­ju­gier­ter Lin­olen­säu­re als die von Tie­ren aus agrar­in­dus­tri­el­ler Tierhaltung.

 

Bio-Tie­re: Weni­ger Anti­bio­ti­ka, mehr Gesundheit

 

Wie in der Land­wirt­schaft set­zen Bio-Betrie­be auch in der Tier­hal­tung ger­ne auf Ras­sen, die nicht »ertrags­op­ti­miert« und ent­spre­chend weni­ger anfäl­lig sind. Dadurch benö­ti­gen die Tie­re sel­te­ner Medi­ka­men­te — das ist wich­tig, weil deren Ein­satz im öko­lo­gi­schen Land­bau zwar nicht ver­bo­ten ist (das wäre Tier­quä­le­rei), wohl aber streng regle­men­tiert: Erhält ein Tier oder eine Tier­grup­pe inner­halb von zwölf Mona­ten mehr als drei Mal eine tier­ärzt­li­che Behand­lung mit che­misch-syn­the­ti­schen allo­pa­thi­schen Tier­arz­nei­mit­teln oder Anti­bio­ti­ka, dür­fen die betref­fen­den Tie­re und die von ihnen stam­men­den Erzeug­nis­se nicht als öko­lo­gi­sche Erzeug­nis­se ver­kauft wer­den. Die War­te­zeit zwi­schen der letz­ten Ver­ab­rei­chung eines allo­pa­thi­schen Tier­arz­nei­mit­tels an ein öko­lo­gi­sches Tier muss dop­pelt so lang sein wie die gesetz­lich vor­ge­schrie­be­ne War­te­zeit. In der kon­ven­tio­nel­len Tier­hal­tung, mit anfäl­li­ge­ren Ras­sen und stres­si­ge­ren, oft beeng­ten Hal­tungs­be­din­gun­gen, ist der Ein­satz von Anti­bio­ti­ka dage­gen immer noch die Norm: 2014 leg­te die Bun­des­re­gie­rung im Rah­men des Arz­nei­mit­tel­ge­set­zes ein Anti­bio­ti­ka-Mini­mie­rungs­kon­zept vor.

 

Kol­lek­ti­ves Risi­ko Antibiotikaresistenz

 

Aus gutem Grund: denn Anti­bio­tikarück­stän­de im Fleisch oder Eiern haben nicht nur Kon­se­quen­zen für die indi­vi­du­el­le Gesund­heit. Der Anti­bio­ti­ka­ein­satz in der Tier­hal­tung trägt zu einem der aktu­ell größ­ten Gesund­heits­pro­ble­me der Mensch­heit bei: Immer häu­fi­ger ver­sa­gen bewähr­te Wirk­stof­fe bei der Behand­lung von Men­schen, weil die Krank­heits­kei­me gegen immer mehr Anti­bio­ti­ka resis­tent wer­den. Je häu­fi­ger und brei­ter die Sub­stan­zen ein­ge­setzt wer­den, umso mehr Chan­cen haben Erre­ger, effek­ti­ve Abwehr­stra­te­gien zu ent­wi­ckeln. 540 Ton­nen Anti­bio­ti­ka wur­den 2022 in der Tier­hal­tung ver­ab­reicht. Das sind zwar 10 Pro­zent weni­ger als im Jahr zuvor, eine ech­te Trend­wen­de steht jedoch nicht dahin­ter: »Als ein wei­te­rer mög­li­cher Ein­fluss­fak­tor für den Rück­gang der abge­ge­be­nen Men­ge Anti­bio­ti­ka ist jedoch auch der zeit­glei­che Rück­gang der Tier­zah­len in der land­wirt­schaft­li­chen Tier­hal­tung, vor allem bei Schwei­nen, zu berück­sich­ti­gen. Der tat­säch­li­che Rück­gang kann mit Blick auf die Tier­zah­len dem­entspre­chend klei­ner aus­fal­len, als die Gesamt­ab­ga­be­men­ge ver­mu­ten lässt«, wie Sil­via Ben­der, Staats­se­kre­tä­rin im Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um, anläss­lich der Vor­stel­lung der Zah­len erläu­ter­te. Sogar der Ein­satz von Reser­ve­an­ti­bio­ti­ka ist erlaubt. Die­se wich­ti­gen Stof­fe wer­den in der nor­ma­len Behand­lung nicht ein­ge­setzt, um Resis­tenz­ent­wick­lun­gen zu ver­mei­den und bei der Behand­lung von Infek­tio­nen mit die­sen Kei­men noch etwas in der Hand zu haben. Für Men­schen bedeu­tet der mas­sen­haf­te Ein­satz von Anti­bio­ti­ka in der Tier­hal­tung Risi­ken: Die Belas­tung des Lebens­mit­tels mit resis­ten­ten Kei­men erhöht das Infek­ti­ons­ri­si­ko des Indi­vi­du­ums. Bereits 2018 wies eine Stu­die des Juli­us Kühn-Insti­tuts sol­che Kei­me auf fer­tig ver­pack­ten Sala­ten und Kräu­tern nach. Über Gül­le und Abwas­ser gelan­gen sie in die Umwelt und in die Trink­was­ser­re­ser­voirs — eine Bedro­hung für die Gesund­heit glei­cher­ma­ßen. »Als Verbraucher:in kön­nen Sie mit dem Kauf von Bio­fleisch, Bio­milch und Bio­ei­ern zur Ver­rin­ge­rung des Anti­bio­ti­ka­ein­sat­zes bei­tra­gen«, stellt die Ver­brau­cher­zen­tra­le auf ihrer Web­site fest — ein Bei­trag für die indi­vi­du­el­le und die kol­lek­ti­ve Gesundheit.

 

Ver­ar­bei­tung zwi­schen Tra­di­ti­on und Industrie

 

Fast alle Lebens­mit­tel wer­den bis zu einem gewis­sen Grad ver­ar­bei­tet: Gur­ken wer­den ein­ge­kocht, Getrei­de­kör­ner zu Hafer­flo­cken gepresst — es ist daher nicht hilf­reich, ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel pau­schal zu kri­ti­sie­ren. Aber: Bei den Ver­fah­ren und den ver­wen­de­ten Zusatz­stof­fen gibt es schon gewal­ti­ge Unter­schie­de. 320 Zusatz­stof­fe sind in der EU ins­ge­samt zuge­las­sen, für Bio-Lebens­mit­tel sind es nur 56. Eini­ge die­ser kon­ven­tio­nel­len Zusatz­stof­fe sind durch­aus umstrit­ten. So gibt es Hin­wei­se dar­auf, dass Emul­ga­to­ren wie Poly­sor­bat 80, das in Bio-Lebens­mit­teln ver­bo­ten ist, Ein­fluss auf die Darm­flo­ra und damit even­tu­ell Ein­fluss auf die Ent­wick­lung von Darm­er­kran­kun­gen haben könn­ten. In Bio-Lebens­mit­teln ist als Emul­ga­tor ledig­lich Leci­thin zuge­las­sen, das natür­lich in Tie­ren und Pflan­zen vorkommt.

 

 

 

Bioboom Ausgabe 104 Hintergrund — Ist Bio gesünder?

 

Ultra­hoch ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel sind vor allem schäd­lich für die Gesund­heit, weil sie gesün­de­re Lebens­mit­tel welt­weit vom Spei­se­zet­tel ver­drän­gen und damit die Ent­ste­hung von ernäh­rungs­be­ding­ten Krank­hei­ten wie Über­ge­wicht und Dia­be­tes begünstigen.

 

 

Ultra­hoch ver­ar­bei­te­te Lebensmittel

 

Beson­ders im kri­ti­schen Fokus der Ernäh­rungs­wis­sen­schaft ste­hen aktu­ell ultra­hoch ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel, die soge­nann­ten Ultra­pro­ces­sed Foods (UHPs). Dazu gehö­ren zum Bei­spiel Limos und Fast­food, Tüten­sup­pen, Kar­tof­fel­chips, Fer­tig­ge­rich­te und Co. Die­se Nah­rungs­mit­tel inspi­rier­ten den Ernäh­rungs­jour­na­lis­ten Micha­el Pol­lan zu der War­nung: »Essen Sie nichts, was Ihre Groß­mutter nicht als Essen erkannt hät­te.« Damit mein­te er Pro­duk­te, die in Ver­fah­ren und mit Sub­stan­zen her­ge­stellt wer­den, die kein Mensch in der Küche ver­wen­den wür­de (habt Ihr zu Hau­se etwa einen Extru­der? Oder Kali­um­hy­dro­gen­sul­fit im Küchen­schrank?) UPFs sind vor allem schäd­lich für die Gesund­heit, weil sie gesün­de­re Lebens­mit­tel welt­weit vom Spei­se­zet­tel ver­drän­gen und damit die Ent­ste­hung von ernäh­rungs­be­ding­ten Krank­hei­ten wie Über­ge­wicht und Dia­be­tes begüns­ti­gen. Fai­rer­wei­se sei ange­merkt, dass nicht jedes Bio-Leben­mit­tel auto­ma­tisch gesund ist. Limos, Kar­tof­fel­chips und Co. gibt es auch im Bio-Markt. Aber ers­tens sind vie­le Zusatz­stof­fe für Bio tabu und zwei­tens ist der Anteil sol­cher Pro­duk­te am Gesamt­sor­ti­ment geringer.

 

Gesund­heit hat vie­le Facetten

 

Weni­ger Pes­ti­zid­rück­stän­de, weni­ger Anti­bio­ti­ka­ein­satz, mehr gute Fett­säu­ren und sekun­dä­re Pflan­zen­in­halts­stof­fe, weni­ger Zusatz­stof­fe: Indi­zi­en dafür, dass Bio für die Gesund­heit jeder und jedes Ein­zel­nen durch­aus vor­teil­haft sein kann, auch wenn die wis­sen­schaft­li­che Absi­che­rung noch nicht abge­schlos­sen ist, bezie­hungs­wei­se wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en zu dem The­ma zu sehr unter­schied­li­chen Ein­schät­zun­gen kom­men. Das liegt nicht zuletzt dar­an, dass es schwie­rig ist, den Gesund­heits­zu­stand einer Per­son auf einen bestimm­ten Fak­tor zu redu­zie­ren: Men­schen, die vie­le Bio-Lebens­mit­tel kau­fen, essen in der Regel mehr Obst und Gemü­se und weni­ger ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel, oft haben sie auch einen gene­rell gesün­de­ren Lebens­stil. Nicht zuletzt hat Essen auch eine sehr wich­ti­ge psy­cho­lo­gi­sche Kom­po­nen­te: Konsument:innen ver­ban­den in Befra­gun­gen Bio-Lebens­mit­tel mit Gesund­heit, Genuss und Wohl­be­fin­den — was durch­aus zu einer Ver­bes­se­rung des sub­jek­ti­ven Wohl­be­fin­dens füh­ren kann.

 

Bio für die kol­lek­ti­ve Gesundheit

 

Gesund­heit betrifft nicht nur den ein­zel­nen Men­schen, es gibt auch eine kol­lek­ti­ve Gesund­heit: die der gesam­ten Bevöl­ke­rung und nicht zuletzt die künf­ti­ger Genera­tio­nen. Und da kann der Bio-Land­bau defi­ni­tiv punk­ten: Pes­ti­zi­de, die nicht ein­ge­setzt wer­den, ver­ur­sa­chen kei­ne Rück­stän­de in Lebens­mit­teln und gelan­gen auch nicht in Böden, Luft und Was­ser. Das sorgt für mehr Bio-Diver­si­tät: Sta­bi­le und viel­fäl­ti­ge Öko­sys­te­me sind von Vor­teil für Tie­re und Pflan­zen und sor­gen für lang­fris­tig gesun­de Lebens­be­din­gun­gen. Ein bewuss­ter und spar­sa­mer Anti­bio­ti­ka­ein­satz ist ein Bei­trag dazu, das enor­me Gesund­heits­ri­si­ko, das von mul­ti­re­sis­ten­ten Kei­men aus­geht, zu begren­zen, weni­ger Was­ser­be­las­tung sorgt für bes­se­re Trink­was­ser­qua­li­tät. Eine Meta­ana­ly­se des Thü­nen-Insti­tuts kommt des­halb zu dem Schluss, »dass eine öko­lo­gi­sche Bewirt­schaf­tung ver­schie­de­ne Umwelt­be­las­tun­gen gleich­zei­tig redu­zie­ren kann.«

 

Die Fra­ge, ob Bio gesün­der ist, mag noch nicht für jedes Detail ein­deu­tig zu beant­wor­ten sein. Betrach­tet man das gro­ße Gan­ze, vom Samen­korn bis zum Pro­dukt im Regal, von der indi­vi­du­el­len bis zur kol­lek­ti­ven Gesund­heit und der des Pla­ne­ten, dann sind die Indi­zi­en über­wäl­ti­gend: Ja, Bio ist gesünder.

 

 

 

 

 

Die­ser Bei­trag erschien in Aus­ga­be 104 — Herbst 2024

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