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Bioboom-94-Haarpflege-Interview-Naturfriseurin

Qua­li­tät & Bürstenstriche

Was Haare wirklich brauchen: Naturfriseurin Monika ­Banzirsch verrät, wie und warum konsequent ­natürliche Haarpflege funk­tioniert und gibt Tipps für alle, die ­umsteigen wollen.
Bioboom Titelbild Collage Haarpflege Frau
Bioboom Titelbild Collage Haarpflege Frau

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Wie bist Du zur Natur­fri­seu­rin geworden?

 

Moni­ka Ban­zirsch: Ich sel­ber hat­te Glück und bin nicht durch Haut­pro­ble­me oder All­er­gien zum Umstel­len gezwun­gen wor­den. Aber ich habe ein­fach zu häu­fig bei mei­nen Kund:innen gese­hen, was kon­ven­tio­nel­le che­mi­sche Mit­tel mit den Haa­ren und auf der Kopf­haut anrich­ten. Das woll­te und konn­te ich so nicht mehr machen und ich wuss­te, dass es Alter­na­ti­ven gibt. Jetzt bin ich seit fünf­zehn Jah­ren ­Natur­fri­seu­rin. Ich habe mei­nen eige­nen Salon im Mühl­vier­tel in Öster­reich, gebe als Fach­re­fe­ren­tin bei der Culumnatura*-Akademie mein Wis­sen wei­ter und ste­he aus vol­lem Her­zen zu dem, was ich mache.

 

Für die meis­ten Men­schen ­beginnt Haar­pfle­ge mit der Haar­wä­sche. Wol­len wir da einsteigen?

 

Bevor wir auf das Waschen kom­men: Wir Naturfriseur:innen appel­lie­ren an die Men­schen, zu bürs­ten, und zwar sowohl die Kopf­haut als auch die Haare.

 

Die klas­si­schen »hun­dert Bürsten­striche«? Das ist ein biss­chen aus der Mode, oder?

 

Aber ganz, ganz wich­tig. Unse­re Kopf­haut gibt das soge­nann­te Sebum ab, das ist die opti­ma­le Haar­pfle­ge, die unser Kör­per pro­du­ziert. Wenn wir bürs­ten, dann ver­tei­len wir die­se Pfle­ge im Haar und rei­ni­gen gleich­zei­tig die Kopfhaut.

 

Kommt es auch auf die Bürs­te an, die ich verwende?

 

Natür­lich! Hun­dert Bürs­ten­stri­che mit einer Plas­tik­bürs­te, das bringt nichts und birgt sogar ein Ver­let­zungs­ri­si­ko für die Kopf­haut. Bürs­ten und Käm­me soll­ten aus Natur­ma­te­ria­li­en bestehen, Bürs­ten aus Holz und Natur­bors­ten, für Käm­me ist Horn ein idea­les Mate­ri­al. Damit ver­mei­de ich auch, dass sich die Haa­re sta­tisch auf­la­den. Für Men­schen, die kei­ne tie­ri­schen Pro­duk­te wie Bors­ten vom Schwein ver­wen­den wol­len, gibt es mitt­ler­wei­le pflanz­li­che Alternativen.

 

Bioboom Haarpflege: Naturfriseurin Monika Banzirsch

Es geht nicht nur dar­um, dass wir uns sel­ber ­etwas ­Gutes tun. Es geht vor allem auch um die Umwelt, um die Zukunft.

Moni­ka Banzirsch

 

Aber beim inten­si­ven Bürs­ten gehen doch ganz schön vie­le Haa­re aus?

 

Tat­säch­lich haben vie­le Men­schen Angst, dass sie durch Bürs­ten Haar­aus­fall ver­stär­ken. Aber ob jemand Haa­re ver­liert, hat nichts damit zu tun. Da wer­den nur Haa­re, die sowie­so am Ende ihrer natür­li­chen ­Lebens­pha­se sind, ent­fernt. Gleich­zei­tig wird die Kopf­haut sti­mu­liert und wir wir­ken über­mä­ßi­gem Haar­aus­fall lang­fris­tig entgegen.

 

Muss ich die Haa­re dann auch sel­te­ner waschen?

 

Genau. Ein­mal in der Woche ist dann für vie­le völ­lig aus­rei­chend. Wenn wir jetzt zum Waschen kom­men, noch etwas Grund­sätz­li­ches, näm­lich: Wor­aus besteht denn das Haar? Stark ver­ein­facht lässt sich sagen, ­Eiweiß, also Pro­te­ine, und Feuch­tig­keit. Bei der natür­li­chen Haar­pfle­ge ach­ten wir dar­auf, dass wir wirk­lich natür­li­che, natur­rei­ne, Bio-Roh­stof­fe ver­wen­den, damit ich dem Haar und der Kopf­haut auch wie­der zurück­ge­ben kann, was ich durch das Waschen wegnehme.

 

Was heißt das, wenn es um Sham­poo geht?

 

Da sind die Ten­si­de, also die wasch­ak­ti­ven Sub­stan­zen, ent­schei­dend. Im Bio-Markt gibt es vie­le Sham­poos mit Coco­g­lu­co­si­den, das sind soge­nann­te Zucker­ten­si­de, die nicht aggres­siv sind, im Gegen­satz zum Bei­spiel zu kon­ven­tio­nel­len Ten­si­den wie Sodium­lau­ryl­sul­fat. Vie­le die­ser Stof­fe rei­nigen ein­fach viel zu stark, zie­hen wirk­lich alles von Haar und Kopf­haut run­ter. Die wer­den teil­wei­se auch im tech­ni­schen Bereich, in Werk­stät­ten, zum Schmier­öl abzie­hen ver­wen­det! Wenn ich die Haa­re regel­mä­ßig bürs­te und wenn nötig mit­ zer­ti­fi­zier­ten natur­kos­me­ti­schen Sham­poos wasche, dann bleibt der natür­li­che Schutz­man­tel von Haar und Kopf­haut intakt und ich habe gleich­zei­tig geschmei­di­ges und gepfleg­tes Haar. Und wenn ich einen Beruf habe, wo ich mir viel­leicht doch häu­fi­ger die Kopf­haut waschen muss, weil es stau­big ist oder ich im Küchendunst ste­he, dann ist das nicht so schlimm, wenn ich die­se natur­kos­me­ti­schen Sham­poos mit mil­den Zucker­ten­si­den ver­wen­de, dann kann ich mir die Haa­re auch jeden Tag waschen.

 

Hast Du nicht manch­mal auch Kund:­innen, die ent­setzt sind oder das sogar ein biss­chen ­eklig fin­den, wenn Du ­ihnen sagst, wascht Eure Haa­re ­sel­te­ner und Euer Kopf­haut­talg ist das bes­te Pflegemittel?

 

Das ist ja ein Pro­zess. Wenn jemand neu zu mir kommt, dann sind die Haa­re meist belas­tet durch Rück­stän­de von syn­the­ti­schen Pro­duk­ten wie Sili­ko­nen. Die sol­len natür­lich run­ter und das bedeu­tet, dass wir in die­ser Pha­se auch häu­fi­ger waschen – aber eben scho­nend mit dem »neu­en« Sham­poo. Es geht gar nicht dar­um, jeman­dem zu sagen, wie oft das Haar gewa­schen wer­den darf, son­dern wie­der wahr­zu­neh­men: Wie fühlt sich mei­ne Kopf­haut an, mein Haar, was braucht es? Nach mei­ner Erfah­rung wird das Haar in der Umstel­lung auf natür­li­che Pfle­ge sogar oft fet­ti­ger. Die Kopf­haut war ja vor­her qua­si ver­sie­gelt. Wenn ich dann umstel­le, wer­den die Poren geöff­net, die Haut kann wie­der atmen. Das pen­delt sich dann alles wie­der wun­der­bar ein.

 

 

Duplex Bild Mädchen in deren Haaren sich Pflanzen

 

 


Wenn du dich für Haar­pfle­ge interessierst:
→ Jetzt lesen: Alles über Pflanzenhaarfarben 

 

 

Aber wenn jemand lan­ge kon­ven­tio­nel­le Pro­duk­te ver­wen­det hat und möch­te das in Zukunft nicht mehr tun, dann ist das erst­mal wirk­lich eine Umstellung?

 

Doch, schon. Gera­de wenn es schon Haar­pro­ble­me gibt, ist es eine ech­te Hil­fe, wenn man sich von einer Natur­fri­seu­rin oder einem Natur­fri­seur beglei­ten lässt. Bei medi­zi­ni­schen Pro­ble­men wie Ekze­men ver­wei­sen wir natür­lich immer auf Hautärzt:innen, aber wir kön­nen bei der Pfle­ge effek­tiv unter­stüt­zen. Das ist sehr moti­vie­rend, um dran zu blei­ben mit neu­en Rou­ti­nen. Und dann kommt der Punkt, wo Kund:innen es sel­ber spü­ren, dass es gut tut und funktioniert.

 

Wenn ich jetzt die­se natur­kos­me­ti­sche Basis­rou­ti­ne mit Waschen und Bürs­ten auf­ge­baut habe, brau­che ich dann noch Pfle­ge­pro­duk­te, zum Bei­spiel bei lan­gen Haaren?

 

Bei lan­gen Haa­ren ist es natür­lich so, dass sie in den Län­gen sprö­de wer­den, sie sind der Son­ne aus­ge­setzt, unter Umstän­den auch Salz­was­ser … Das Deck­haar wird defi­ni­tiv stra­pa­ziert und braucht eine ent­spre­chen­de Pfle­ge. Da gilt dann genau das Glei­che wie beim Waschen: Es kommt auf natur­rei­ne, natür­li­che, Bio-Roh­stof­fe an. Dann kann ich das Haar ver­sor­gen und gleich­zei­tig kann die Kopf­haut atmen.

 

Und natür­lich das Bürs­ten nicht vergessen?

 

Genau! Zur Stär­kung und Pfle­ge des Haa­res set­zen wir auch sehr ger­ne Pflan­zen­haar­far­ben ein. Die brin­gen eben nicht nur Farb­pig­men­te ins Haar son­dern umman­teln und stär­ken es, sor­gen für zusätz­li­chen Halt.

 

Für vie­le Men­schen ist Haar­sty­ling eine täg­li­che ­Selbst­ver­ständ­lich­keit. Was emp­fiehlst Du da als Naturfriseurin?

 

Es kommt auch hier auf die Qua­li­tät der Inhalts­stof­fe an. Es gibt natur­kos­me­ti­sche Haar­wach­se und Gele, die man beden­ken­los ver­wen­den kann. Es geht ja nicht dar­um, jeman­dem etwas zu ver­bie­ten und zu sagen »Das darfst Du jetzt nicht mehr«. Ich hole die Leu­te da ab, wo sie sind. Wenn jemand ­gewohnt ist, ein Haar­gel zu ver­wen­den, war­um nicht? Oder wenn Men­schen ein­fach Spaß haben an Pfle­ge und Sty­ling, ger­ne Pro­duk­te anwen­den möch­ten, dann kön­nen sie das auf jeden Fall tun – aber eben mit den richtigen!

 

Aller­dings ist es schon so: Vie­le Men­schen, die ihre Haar­pfle­ge, also Waschen, Bürs­ten, Pfle­gen kon­se­quent umge­stellt haben, stel­len fest, dass ihr Haar von sich aus viel fes­ter ist, viel mehr Halt hat, sich bes­ser fri­sie­ren lässt und ver­wen­den dann ein­fach weni­ger Sty­ling­pro­duk­te. Ein guter Haar­schnitt trägt übri­gens auch eini­ges dazu bei, dass Haa­re gut sit­zen und sich ein­fach sty­len lassen!

 

Also, die Haa­re natür­lich zu pfle­gen, ist zwar eine klei­ne Umstel­lung, aber es lohnt sich?

 

Unbe­dingt. Was mir noch sehr wich­tig ist: Es geht nicht nur dar­um, dass wir uns mit einer gesun­den Ernäh­rung mit Bio-Pro­duk­ten und natür­li­cher Pfle­ge mit zer­ti­fi­zier­ter Natur­kos­me­tik sel­ber etwas Gutes tun. Es geht vor allem auch um die Umwelt, um die Zukunft. Wenn ich nur dar­an den­ke, was in der kon­ven­tio­nel­len Fri­seur­bran­che so täg­lich ins Abwas­ser geht… Ich lebe auf einem wun­der­schö­nen grü­nen Fleck­chen Welt und ich möch­te, dass das auch mei­ne Enkel­kin­der können.

 

Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Vie­len Dank für das Gespräch!

 

→ Inter­view: Jea­ni­ne Tovar | Fotos: © pexels.com

 


 

Moni­kas Salon fin­det ihr unter: natürlich-monika.at

 


Die­ser Bei­trag erschien in Aus­ga­be 94 — Früh­jahr 2022

 

Bioboom Frühjahresausgabe Cover Nr. 94

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