Die Gründe sind unterschiedlich: Schließlich haben Schwangere und Veganer:innen eine erhöhten Bedarf an bestimmten Nährstoffen. Für andere könnten bestimmte Pflanzen eine sinnvolle Ergänzung sein, um sich vor Beschwerden zu schützen. Ein weiteres, vielleicht sogar das häufigste Motiv: Der Alltag ist hektisch und stressig und gesunde Ernährung bleibt doch mal auf der Strecke — und man möchte einfach auf der sicheren Seite sein. Auch im Bio-Regal hat sich ein Angebot etabliert — wir haben geschaut, was bei Bio-Nahrungsergänzung anders ist, als bei den herkömmlichen Produkten aus Drogeriemarkt und Apotheke.
Lebensmittel mit besonderen Vorzügen
Nahrungsergänzungsmittel sind weder Arznei noch »normales« Lebensmittel, sondern machen genau das, was der Name sagt: Sie liefern konzentrierte Nährstoffe oder andere Stoffe mit ernährungsspezifischer Wirkung, entweder für sich allein oder in Kombination. So ergänzen sie die allgemeine Ernährung da, wo erhöhter Bedarf vermutet wird — zum Beispiel Eisen oder Vitamin B12 bei vegan lebenden Menschen. Was sie mit Arzneimitteln gemeinsam haben ist, dass sie in einer Form angeboten werden, die eine exakte Wirkstoff-Dosierung ermöglicht: Als Kapseln, Tabletten, Tropfen, Pulver u.ä. So kann die Menge, die aufgenommen wird, gemäß der Verzehrempfehlung exakt dosiert werden. Da sie von der Gesetzgebung als Lebensmittel betrachtet werden, dürfen die Anbietenden nicht kommunizieren, dass die Produkte »helfen«. Konkret: »Vitamin C ist gut bei Erkältung« wäre ein abmahnfähiges No-go. Zugelassen sind laut EU-Gesetzgebung lediglich ganz bestimmte Aussagen, die so genannten Health Claims. In diesem Beispiel würde er lauten: »Vitamin C trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei«.
Gesundheit aus dem Chemie-Baukasten?
Nahrungsergänzungsmittel, kurz NEM, gibt es in jedem Supermarkt, im Drogeriemarkt, in der Apotheke, dem Reformhaus — und auch im Bio-Markt. Wie bei Lebensmitteln, sind auch hier die Unterschiede zwischen Bio und Nicht-Bio signifikant: Konventionelle Produkte setzen auf Wirkstoffe, die industriell synthetisiert wurden. Um beim Beispiel Vitamin C zu bleiben: Der Löwenanteil der weltweiten Produktion von Ascorbinsäure, so der chemische Name der Substanz, wird mit Hilfe gentechnisch veränderter Organismen hergestellt. Ansonsten dürfen sich konventionelle NEM aus dem gesamten Baukasten der Lebensmittelindustrie bedienen: Farbstoffe, Zusatzstoffe, synthetische Aromen etc., auch die Verpackung ist oft alles andere als nachhaltig.
Ganzheitliche Komplexe statt isolierter Substanzen
Kein Wunder also, dass es Nahrungsergänzungsmittel längst auch im Bio-Bereich gibt: Das Bio-Siegel garantiert, dass die Zutaten aus kontrolliert-biologischem Anbau stammen und auch alle Zusatzstoffe der EU-Bio-Verordnung entsprechen. Diese verbietet auch den Zusatz isolierter Vitamine und Mineralien in Bio-Produkten. Deshalb setzen Bio-Nahrungsergänzungsmittel auf mikronährstoffreiche Pflanzenkonzentrate aus Obst und Gemüse, Algen, Pilzen, Wildkräutern etc. — das entspricht nicht nur der Bio-Gesetzgebung, sondern auch der Philosophie der Bio-Anbietenden. Denn statt isolierter Wirkstoffe bieten sie so einen ganzheitlichen Nährstoffkomplex, der Vitamine und Mineralien im natürlichen Verbund mit allen Begleitstoffen der Pflanze enthält. Denn schließlich enthält eine Acerola-Kirsche nicht nur Vitamin C, sondern jede Menge Flavonoide und sonstiger so genannter sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, die für die Aufnahme im Körper und das Wohlbefinden ebenfalls wichtig sein können.
Viel hilft nicht viel
Immer wieder wird kritisiert, dass Vitamine und Mineralien in Nahrungsergänzungen zu hoch dosiert sind, besonders wenn es um herkömmliche Produkte geht, die auf industriell synthetisierte Stoffe setzen. Werden dagegen Pflanzenkomplexe ganzheitlich verarbeitet, ist es naturgemäß schwieriger, zu überhöhten Dosierungen zu kommen. Auf der Verpackung findet Ihr in jedem Fall genaue Angaben, wieviel Prozent der empfohlenen täglichen Zufuhr in einer Portion enthalten sind. Genau hinschauen sollte auf jeden Fall auch, wer regelmäßig Medikamente einnimmt, denn auch pflanzliche Wirkstoffe aus Lebensmitteln können unter Umständen Wechselwirkungen haben.
Am Ende muss jede/r selbst entscheiden, ob und welche Nahrungsergänzung in einer bestimmten Situation sinnvoll ist. Wer auch hier auf Bio-Qualität setzt, kann sich auf jeden Fall sicher sein, dass »Nahrung« nicht nur im Namen, sondern wirklich auch im Produkt steckt. Und das ist doch auf jeden Fall eine gute Option.