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Tem­peh
Unter­schätz­te Alternative

Fleischalternativen sind mega angesagt. Viele der konventionellen Produkte imitieren Schnitzel, Frikadelle und Co. perfekt. Es gibt aber auch traditionelle rein pflanzliche Lebensmittel, die jede Menge Nährstoffe plus ganz eigenständige Geschmackserlebnisse auf den Teller bringen. Ein (noch) Geheimtipp: Tempeh, sozusagen der kleine Bruder des Tofu.
Bioboom Ausgabe 104 — Tempeh — Unterschätzte Alternative
Bioboom Ausgabe 104 — Tempeh — Unterschätzte Alternative

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Wie Tofu wird Tem­peh aus Soja­boh­nen her­ge­stellt und über­nimmt kom­pe­tent die Rol­le des Pro­te­in­lie­fe­ran­ten in der Mahl­zeit. Im gut sor­tier­ten Bio-Regal ist er in der Regel ver­tre­ten, manch­mal nur ein biss­chen wei­ter unten. Es lohnt sich, ihm eine Chan­ce zu geben: Denn Tem­peh über­zeugt nicht nur ernäh­rungs­phy­sio­lo­gisch son­dern schmeckt auch aus­ge­spro­chen gut.

 

Her­stel­lung: Dank Pilz­kul­tu­ren wird aus Soja Tempeh

 

Gehäs­si­ge Men­schen, die Tem­peh nicht mögen, behaup­ten ger­ne, es han­de­le sich eigent­lich um ver­schim­mel­te Soja­boh­nen. Damit haben sie im Grun­de recht, wir möch­ten das aller­dings doch mal deut­lich net­ter for­mu­lie­ren: Tem­peh ist ein Fer­men­ta­ti­ons­pro­dukt. Er wird her­ge­stellt, indem gan­ze Soja­boh­nen ein­ge­weicht, gegart und getrock­net wer­den, bevor sie mit Edel­pilz­stäm­men wie Rhi­zo­pus oli­go­spo­rus geimpft wer­den. Anschlie­ßend dür­fen sie zir­ka zwei Tage unter sorg­fäl­tig kon­trol­lier­ten Bedin­gun­gen rei­fen. In die­ser Zeit ver­bin­det sich der appe­tit­li­che wei­ße Edel­schim­mel, der durch­aus Ähn­lich­keit mit einer mil­den Camen­ber­t­rin­de hat, mit den Soja­boh­nen zu einem kom­pak­ten Lebens­mit­tel. Nach der Rei­fe­zeit wird der Tem­peh dann in Blö­cke geschnit­ten, ver­packt und pas­teu­ri­siert. Ambi­tio­nier­te Tem­peh-Fans kön­nen sich sogar an der Her­stel­lung zu Hau­se ver­su­chen, im Inter­net gibt es zahl­rei­che Rezep­te und Vide­os dazu.

 

Fer­men­ta­ti­on: Sorgt für Cha­rak­ter und Nährstoffdichte

 

Durch die Fer­men­ta­ti­on ist der Geschmack cha­rak­ter­vol­ler als bei Tofu, dadurch, dass gan­ze Soja­boh­nen ver­wen­det wer­den, ist der Biss sub­stan­zi­el­ler. Durch den Fer­men­ta­ti­ons­pro­zess wer­den die Pro­te­ine in den Soja­boh­nen auf­ge­schlos­sen und es ent­ste­hen pro­bio­ti­sche Eigen­schaf­ten, wes­halb Tem­peh als leich­ter ver­dau­lich gilt. Tem­peh ent­hält mehr pflanz­li­ches Eiweiß und mehr Bal­last­stof­fe als Tofu. Nicht zuletzt lie­fert er nen­nens­wer­te Men­gen von Cal­ci­um, Phos­phor und Eisen — und ist von Natur aus glu­ten­frei, lak­to­se­frei und vegan. Das macht ihn zum per­fek­ten Akteur in der zeit­ge­mä­ßen pflanz­li­chen Küche.

 

 

 

 

Bioboom Ausgabe 104 — Tempeh — Unterschätzte Alternative

 

 

Geschich­te: Aus dem länd­li­chen Indo­ne­si­en ins Naturkostregal

 

Tem­peh ist ursprüng­lich ein indo­ne­si­sches Lebens­mit­tel, das dort seit vie­len Jahr­hun­der­ten her­ge­stellt wur­de und spe­zi­ell in länd­li­chen Regio­nen als effek­ti­ve und kos­ten­güns­ti­ge Pro­te­in­quel­le genutzt wur­de. Wäh­rend der nie­der­län­di­schen Kolo­ni­al­herr­schaft ver­brei­te­te sich Tem­peh über die Lan­des­gren­zen hin­aus bis nach Euro­pa. Mit dem auf­kom­men­den Inter­es­se an alter­na­ti­ver Ernäh­rung ab den 1970er Jah­ren wur­de er auch in Deutsch­land all­mäh­lich belieb­ter und fand den Weg in die Rega­le der damals ent­ste­hen­den Naturkostläden.

 

Zuta­ten: Am bes­ten Bio

 

Tem­peh im Bio-Markt wird selbst­ver­ständ­lich aus Bio-Soja­boh­nen her­ge­stellt. Wer Beden­ken hat, dass für Soja aus Süd­ame­ri­ka Regen­wald gero­det wer­den könn­te, fin­det heu­te auch pro­blem­los Bio-Tem­peh, der aus euro­päi­schen Soja­boh­nen her­ge­stellt wird — oder ganz ohne Soja. Denn das »Prin­zip Tem­peh« funk­tio­niert auch mit ande­ren Hül­sen­früch­ten wie Lupi­nen, einer (eben­falls noch unter­schätz­ten) hei­mi­schen Alter­na­ti­ve zu Soja­boh­nen, Erb­sen oder schwar­zen Bohnen.

 

Zube­rei­tung: Schnell und einfach

 

Theo­re­tisch könn­te man Tem­peh direkt aus der Packung essen, da er aus gegar­ten Soja­boh­nen zube­rei­tet und pas­teu­ri­siert wur­de. Am bes­ten schmeckt er aber — so die Mehr­heits­mei­nung — wenn er in Wür­fel oder Strei­fen geschnit­ten und dann in Öl schön knusp­rig gebra­ten wird. Tem­peh hat einen ange­nehm mil­den, nus­si­gen und pilz­ar­ti­gen Geschmack, der mit prak­tisch jeder Wür­ze har­mo­niert; die Struk­tur sorgt für einen fes­ten, aber zar­ten Biss und ermög­licht dem zube­rei­te­ten Pro­dukt, Gewür­ze gut auf­zu­neh­men. Durch das Bra­ten ent­ste­hen zusätz­li­che Röst­aro­men und der Geschmack kommt opti­mal zur Gel­tung. Tem­peh schmeckt in Cur­rys und Gemü­se­pfan­nen, macht als Top­ping einen Salat oder ein Sand­wich zur voll­wer­ti­gen Mahlzeit.

 

Ange­bot: Umfang­reich und lecker

 

Neben dem neu­tra­len, sozu­sa­gen Ur-Tem­peh, gibt es mitt­ler­wei­le jede Men­ge vor­ge­würz­te Vari­an­ten: Ger­ne mit asia­ti­schen Geschmacks­no­ten wie Cur­ry oder Chi­li, aber auch mit Kräu­tern oder Bar­be­cue-Soße ent­ste­hen span­nen­de Geschmacks­nu­an­cen außer­halb der Asia-Küche.

 

 

 

 

 

 

Die­ser Bei­trag erschien in Aus­ga­be 104 — Herbst 2024

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