Moment mal, sind Lupinen nicht eigentlich Gartenblumen? Stimmt, die Schmetterlingsblütlerin gedeiht auch im Staudenbeet und erfreut mit weißen, violetten, rosa, gelben oder roten Blütenkerzen. Dort ist sie ausgesprochen dekorativ, zum Essen aber komplett ungeeignet. Denn Lupinen enthalten von Natur aus jede Menge Bitterstoffe, sie sind nicht nur nicht lecker, sondern sogar giftig. Die Lupinen, die heute in der (Bio-)Landwirtschaft genutzt werden, sind spezielle Züchtungen, die sogenannten »Süßlupinen«. Ihr Alkaloidgehalt liegt bei unter 0,05 Prozent — und können von Mensch und Tier problemlos verspeist werden. Im Bio-Anbau wird gerne auf die weiße Lupine gesetzt.
Soviel Eiweiß wie Sojabohnen
Wie Sojabohnen, Erbsen, Kichererbsen ist auch die Lupine eine Hülsenfrucht und damit ein pflanzlicher Proteinlieferant: Sie enthält alle lebensnotwendigen Aminosäuren, mit 35 bis 48 Prozent Eiweißgehalt kann sie locker mit der Sojabohne mithalten. Außerdem sind die Lupinensamen glutenfrei, cholesterinfrei, reich an Ballaststoffen, liefern Vitamin E, Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen: Das macht sie zu einer hochinteressanten veganen Nährstofflieferantin.
Vorsicht bei Erdnussallergie
Vorsicht beim Lupinenverzehr ist lediglich für Allergiker:innen geboten, insbesondere für alle, die auf Erdnüsse oder Soja reagieren. Deshalb müssen Zutaten aus der Lupine seit 2007 auf dem Etikett von Lebensmitteln aufgeführt werden, was besonders wichtig ist, wenn zum Beispiel Lupinenmehl als Zusatz in Brot- oder Pizzateigen zum Einsatz kommt.
Vollwertig und vielseitig
Die Süßlupine sollte aber nicht zum Zusatzstoff degradiert werden: Sie ist ein vollwertiges und vielseitiges Bio-Lebensmittel. Die eingelegten Samen sind im Mittelmeerraum ein beliebter Snack. Tradition hat auch die Verarbeitung zu Lupinenkaffee, zum Beispiel in Südtirol, wo der »Altreier Kaffee« bereits seit dem 19. Jahrhundert eine regionale Spezialität ist. Dafür werden die Bohnen wie Kaffeebohnen geröstet und zu Pulver zermahlen, welches dann zu einem würzigen Heißgetränk aufgegossen wird, das koffeinfrei und weniger bitter als herkömmlicher Kaffee ist. Noch am Anfang, aber vielversprechend, ist Lupine als Fleischalternative. Was die Sojabohne kann, kann die Lupine nämlich auch: Sie kann zu Lupinentofu und ‑tempeh verarbeitet werden, zu Würstchen, Burgern oder Geschnetzeltem. Dazu punktet sie in Brotaufstrichen, Nudeln, als Mehl, Flocken und sogar als Milchalternative.
Lupine macht den Boden besser
Was den Anbau der Lupine spannend macht: Die Pflanzen versorgen sich sozusagen selber mit Dünger. In Zusammenarbeit mit sogenannten Knöllchenbakterien sammelt die Lupine, wie auch andere Hülsenfrüchte, Stickstoff und bindet diesen im Boden, ihre tiefen Wurzeln lockern ihn dabei auf. Deshalb können in der Fruchtfolge nach der Lupine gut stickstoffzehrende Pflanzen wie zum Beispiel Weizen angebaut werden.
Chance verdient
Noch ist der Anteil der Lupine an der Eiweißversorgung hierzulande gering. Angesichts ihrer vielen guten Eigenschaften könnte sich das bald ändern — für mehr Vielfalt auf dem Teller, weniger Abhängigkeit von importiertem Eiweiß und zum Vorteil der Böden.
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