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Von ‑20°C auf 180°C
Tief­ge­kühl­te Pizza

Sie ist wohl das beliebteste Convenience-Produkt in Deutschland: Tiefkühlpizza. Jede:r von uns verspeist ­statistisch betrachtet dreizehn Exemplare im Jahr — vor allem von der Lieblingssorte Salami. Praktisch und schnell ist so eine gefrorene Pizza allemal, aber ist sie auch nachhaltig? Bioboom hat sich für euch umgehört.
Bioboom 100 Jubiläumsausgabe Herbst 2023 – Warenkunde Pizza
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Siehe auch:

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Zuge­ge­ben, so eine »nor­ma­le« Tief­kühl­piz­za kann fet­tig sein und eine Men­ge Kalo­rien mit­brin­gen. Den­noch erfreut sie sich aller­größ­ter Beliebt­heit: Schließ­lich gibt es fast nichts, das nach einem anstren­gen­den Tag so schnell und unkom­pli­ziert zube­rei­tet ist und zugleich so unver­schämt gut schmeckt (meis­tens zumin­dest). Sie liegt parat, muss nicht extra bestellt wer­den. Kein Wun­der, dass sie kei­ne demo­gra­fi­schen Gren­zen kennt: bei Alt und Jung ist sie glei­cher­ma­ßen beliebt, in der Stu­die­ren­den-WG genau­so wie im Groß­fa­mi­li­en­haus­halt oder in der Mit­tags­pau­se mit den Arbeitskolleg:innen.

 

Jede Men­ge drin und drauf

 

Noch mal zu den Kalo­rien: Je nach Sor­te deckt eine hal­be bis drei­vier­tel Piz­za den Ener­gie­be­darf einer Mahl­zeit – in der Regel wird aber die gan­ze Piz­za ver­zehrt. Her­kömm­li­che Piz­za aus Weiß­mehl, gera­de, wenn sie auch noch »gemü­se­frei« ist, ent­hält zudem wenig Bal­last­stof­fe dafür aber, gera­de wenn der Belag reich­lich Sala­mi und/oder Käse ent­hält, auch noch vie­le gesät­tig­te Fett­säu­ren. Reich­lich ist meist auch der Salz­ge­halt: Zwi­schen 2,5 und 4,5 Gramm kön­nen in einer ein­zi­gen Piz­za ste­cken – da kommt die maxi-
mal emp­foh­le­ne Tages­men­ge von fünf bis sechs Gramm schon fast mit nur einer Mahl­zeit zusam­men. Klingt nicht gesund? Ist es auch nicht. Aber kei­ne Angst, wir wol­len Euch nicht den Appe­tit ver­der­ben: Denn Piz­za ist nicht gleich Piz­za – da gibt es schon Unter­schie­de im Nähr­stoff­ran­king. Natür­lich könnt Ihr beim Kauf gucken, wie hoch der Salz- und Fett­ge­halt ist, oder wie­viel der ent­hal­te­nen Koh­le­hy­dra­te Zucker sind – aber wenn Ihr das tut, seid Ihr wahr­schein­lich nicht die typi­schen Convenience-Käufer:innen. Zum Glück hilft schon
ein ein­fa­cher Blick auf die Zuta­ten­lis­te Aus­kunft. »Es gibt jene mit über­schau­ba­ren Inhalts­stof­fen – Mehl, Was­ser, Toma­ten, Moz­za­rel­la, Kräu­ter, Käse, Salz – und sol­che mit vie­len Zusatz­stof­fen wie Anti­oxi­da­ti­ons­mit­teln, Sta­bi­li­sa­to­ren, Säue­rungs­mit­teln, Emul­ga­to­ren und ande­ren, ver­ar­bei­te­ten Zuta­ten wie Extrak­ten, modi­fi­zier­ter Stär­ke oder ver­schie­de­nen Zucker­ar­ten.«, sagt Dipl.-Oecotroph. Astrid Dona­lies von der Deut­schen Gesell­schaft für Ernäh­rung e. V.

 

Weni­ger Zusatz­stof­fe, mehr Aus­wahl mit Bio

 

Dass Bio-TK-Piz­zen weni­ger Zusatz­stof­fe ent­hal­ten, ist klar: »Min­des­tens 95 Pro­zent der für Bio-Tief­kühl­piz­za ver­wen­de­ten Zuta­ten müs­sen Bio-Qua­li­tät haben. Das bedeu­tet ins­be­son­de­re weni­ger Pes­ti­zid­rück­stän­de und kei­ne Gen­tech­nik. In den ver­ar­bei­te­ten Zuta­ten (Teig, Toma­ten­so­ße, Käse, Wurst) einer Bio-Tief­kühl­piz­za dür­fen außer­dem nicht alle Zusatz­stof­fe ver­wen­det wer­den, die all­ge­mein für sol­che Zuta­ten von Piz­za zuge­las­sen sind. Nach der EU-Öko­ver­ord­nung sind nur weni­ge in einer Posi­tiv-Lis­te auf­ge­führ­ten Zusatz­stof­fe für Bio-Lebens­mit­tel zuläs­sig«, erklärt Bir­git Bienz­le, Vor­sit­zen­de des Bun­des­ver­ban­des der Lebens­mit­tel­che­mi­ker/-innen im öffent­li­chen Dienst e. V. Die Bio-Pizza-Bäcker:innen set­zen auf natür­li­che Zuta­ten wie Toma­ten, Gemü­se, Käse. Auch die Tei­ge wer­den häu­fig nach tra­di­tio­nel­len Rezep­ten her­ge­stellt. Es kann eine län­ge­re Teig­ru­he­zeit geben, um die Aro­men zu ent­wi­ckeln und eine bes­se­re Tex­tur zu erzie­len. Nicht sel­ten wird der Teig auch von Hand aus­ge­rollt und mit­hil­fe tra­di­tio­nel­ler Back­ver­fah­ren pro­du­ziert. In der Tief­kühl­tru­he des Bio-Markts gibt es nicht nur die Klas­si­ker Mar­ghe­ri­ta, Sala­mi & Co., son­dern auch vega­ne, glu­ten­freie, Piz­za mit Din­kel­bo­den und Piz­zen in Deme­ter-Qua­li­tät. Auch beim Belag las­sen sich die »Bios« mehr ein­fal­len. Und: Es gibt anspre­chen­de vega­ne Alter­na­ti­ven, zum Bei­spiel mit pflanz­li­cher »Wurst«, mit Hum­mus oder wei­ße Piz­za mit Cashews.

 

Bioboom 100 Jubiläumsausgabe Herbst 2023 – Warenkunde Pizza

 

Und das Klima?

 

Eigent­lich ist nahe­lie­gend, dass Tief­kühl­pro­duk­te viel Ener­gie ver­brau­chen. Doch sie­he da: Tief­kühl­wa­re ist kli­ma­freund­li­cher als gedacht. Eine Stu­die des Frei­bur­ger Öko­in­sti­tuts und des Deut­schen Tief­kühl­in­sti­tuts hat errech­net, dass die Energie­bilanzen von selbst gemach­ter und Tief­kühl­piz­za gar nicht mal so unter­schied­lich sind. Sie besagt: 100 Gramm Tief­kühl­piz­za ver­ur­sa­chen ins­ge­samt 556 bis 610 Gramm CO2. Bei selbst­zu­be­rei­te­ter Piz­za sind es 569 bis 580 Gramm. Auf die Kli­ma­bi­lanz wir­ken sich vor allem die unter­schied­li­chen Rezep­tu­ren (Sala­mi oder Gemü­se), ob Ihr mit dem Auto oder dem Fahr­rad ein­kauft und die Vor­gän­ge in den Haus­hal­ten der End­ver­brau­chen­den aus. Beim Roh­wa­ren­ein­satz lie­gen selbst Gemach­tes und Con­ve­ni­en­ce-Pro­dukt in etwa gleich auf. Nichts­des­to­trotz hat die Tief­kühl­piz­za auch ihre nicht ganz so nach­hal­ti­gen Sei­ten. Sie kommt in Plas­tik ver­packt und ist zusätz­lich noch­mal in einen Kar­ton gebettet.

 

Weni­ger wegwerfen

 

Tief­ge­kühl­tes gehört auch im Bio-Markt schon lan­ge zum Sor­ti­ment. Schließ­lich haben tief­ge­fro­re­ne Lebens­mit­tel vie­le Vor­tei­le: Nähr­stof­fe und Geschmack wer­den geschont, man kann bestimm­te Nah­rungs­mit­tel sai­so­nal unab­hän­gig genie­ßen und sich durch die lan­ge Halt­bar­keit einen Vor­rat auf­bau­en. Tat­säch­lich wird offen­bar sogar die Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung durch tief­ge­kühl­te Ware ein­ge­dämmt, wie eine Umfra­ge des Deut­schen Tief­kühl­in­sti­tuts zeigt: Wäh­rend knapp 90 Pro­zent der Befrag­ten bereits min­des­tens ein­mal fri­sche Lebens­mit­tel weg­ge­wor­fen haben, gaben nur etwa 30 Pro­zent an, dies schon ein­mal bei tief­ge­kühl­ten Pro­duk­ten getan zu haben.

 

Bewuss­ter genießen

 

Natür­lich ist das Schö­ne an einer TK-Piz­za, dass man sie so schnell und unkom­pli­ziert ver­spei­sen kann. Trotz­dem gilt beim Essen grund­le­gend ja: Es lässt sich alles noch ein biss­chen fei­ner oder bes­ser machen – in der (vegan-vege­ta­ri­schen) »Gesund­heits­bub­ble« gibt es dafür sogar einen eige­nen Begriff: »to healt­hi­fy«, also »ver­ge­sün­dern«, um es etwas unbe­hol­fen zu über­set­zen. Das gilt auch für Piz­za. »Man kann sie hal­bie­ren und den Rest des Tel­lers mit reich­lich kna­cki­gem Salat oder Gemü­se auf­fül­len. Das sät­tigt und reicht als Mahl­zeit«, rät Astrid Dona­lies. Ein wei­te­rer Tipp von ihr: Eine hoch­wer­ti­ge Piz­za mit mög­lichst wenig Zuta­ten wäh­len, zum Bei­spiel Mar­ghe­ri­ta statt einer Extra-Käse-Sala­mi-Piz­za und vor dem Backen noch selbst mit fri­schem Gemü­se, Toma­ten­schei­ben etc. bele­gen. Und sie hat noch einen Rat, der natür­lich nicht nur für Piz­za gilt: bewusst essen. Die Piz­za nicht neben­her oder gedan­ken­los ohne Besteck kon­su­mie­ren, son­dern lie­ber am Tisch, ohne TV oder Smart­pho­ne, dafür mit Mes­ser und Gabel Stück für Stück genie­ßen. Also, Tief­kühl­piz­za aus dem Bio-Laden ist und bleibt eine gute Opti­on, wenn es ein­mal schnell gehen muss. Um das Bes­te aus der Con­ve­ni­en­ce-Mahl­zeit raus­zu­ho­len, heißt es: In Bio-Qua­li­tät kau­fen, selbst noch für etwas Fri­sches dazu sor­gen und dann ­bewusst und gemüt­lich zu genie­ßen. Auf die­se Wei­se kann es bei den 13-jähr­lich ver­zehr­ten Piz­zen durch­aus bleiben.

 

→ Nadi­ne Pinezits

 

Die­ser Bei­trag erschien in Aus­ga­be 100 — Herbst 2023

Bioboom Cover der Jubiläumsausgabe Herbst 2023 Nr. 100

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