Zugegeben, so eine »normale« Tiefkühlpizza kann fettig sein und eine Menge Kalorien mitbringen. Dennoch erfreut sie sich allergrößter Beliebtheit: Schließlich gibt es fast nichts, das nach einem anstrengenden Tag so schnell und unkompliziert zubereitet ist und zugleich so unverschämt gut schmeckt (meistens zumindest). Sie liegt parat, muss nicht extra bestellt werden. Kein Wunder, dass sie keine demografischen Grenzen kennt: bei Alt und Jung ist sie gleichermaßen beliebt, in der Studierenden-WG genauso wie im Großfamilienhaushalt oder in der Mittagspause mit den Arbeitskolleg:innen.
Jede Menge drin und drauf
Noch mal zu den Kalorien: Je nach Sorte deckt eine halbe bis dreiviertel Pizza den Energiebedarf einer Mahlzeit – in der Regel wird aber die ganze Pizza verzehrt. Herkömmliche Pizza aus Weißmehl, gerade, wenn sie auch noch »gemüsefrei« ist, enthält zudem wenig Ballaststoffe dafür aber, gerade wenn der Belag reichlich Salami und/oder Käse enthält, auch noch viele gesättigte Fettsäuren. Reichlich ist meist auch der Salzgehalt: Zwischen 2,5 und 4,5 Gramm können in einer einzigen Pizza stecken – da kommt die maxi-
mal empfohlene Tagesmenge von fünf bis sechs Gramm schon fast mit nur einer Mahlzeit zusammen. Klingt nicht gesund? Ist es auch nicht. Aber keine Angst, wir wollen Euch nicht den Appetit verderben: Denn Pizza ist nicht gleich Pizza – da gibt es schon Unterschiede im Nährstoffranking. Natürlich könnt Ihr beim Kauf gucken, wie hoch der Salz- und Fettgehalt ist, oder wieviel der enthaltenen Kohlehydrate Zucker sind – aber wenn Ihr das tut, seid Ihr wahrscheinlich nicht die typischen Convenience-Käufer:innen. Zum Glück hilft schon
ein einfacher Blick auf die Zutatenliste Auskunft. »Es gibt jene mit überschaubaren Inhaltsstoffen – Mehl, Wasser, Tomaten, Mozzarella, Kräuter, Käse, Salz – und solche mit vielen Zusatzstoffen wie Antioxidationsmitteln, Stabilisatoren, Säuerungsmitteln, Emulgatoren und anderen, verarbeiteten Zutaten wie Extrakten, modifizierter Stärke oder verschiedenen Zuckerarten.«, sagt Dipl.-Oecotroph. Astrid Donalies von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V.
Weniger Zusatzstoffe, mehr Auswahl mit Bio
Dass Bio-TK-Pizzen weniger Zusatzstoffe enthalten, ist klar: »Mindestens 95 Prozent der für Bio-Tiefkühlpizza verwendeten Zutaten müssen Bio-Qualität haben. Das bedeutet insbesondere weniger Pestizidrückstände und keine Gentechnik. In den verarbeiteten Zutaten (Teig, Tomatensoße, Käse, Wurst) einer Bio-Tiefkühlpizza dürfen außerdem nicht alle Zusatzstoffe verwendet werden, die allgemein für solche Zutaten von Pizza zugelassen sind. Nach der EU-Ökoverordnung sind nur wenige in einer Positiv-Liste aufgeführten Zusatzstoffe für Bio-Lebensmittel zulässig«, erklärt Birgit Bienzle, Vorsitzende des Bundesverbandes der Lebensmittelchemiker/-innen im öffentlichen Dienst e. V. Die Bio-Pizza-Bäcker:innen setzen auf natürliche Zutaten wie Tomaten, Gemüse, Käse. Auch die Teige werden häufig nach traditionellen Rezepten hergestellt. Es kann eine längere Teigruhezeit geben, um die Aromen zu entwickeln und eine bessere Textur zu erzielen. Nicht selten wird der Teig auch von Hand ausgerollt und mithilfe traditioneller Backverfahren produziert. In der Tiefkühltruhe des Bio-Markts gibt es nicht nur die Klassiker Margherita, Salami & Co., sondern auch vegane, glutenfreie, Pizza mit Dinkelboden und Pizzen in Demeter-Qualität. Auch beim Belag lassen sich die »Bios« mehr einfallen. Und: Es gibt ansprechende vegane Alternativen, zum Beispiel mit pflanzlicher »Wurst«, mit Hummus oder weiße Pizza mit Cashews.
Und das Klima?
Eigentlich ist naheliegend, dass Tiefkühlprodukte viel Energie verbrauchen. Doch siehe da: Tiefkühlware ist klimafreundlicher als gedacht. Eine Studie des Freiburger Ökoinstituts und des Deutschen Tiefkühlinstituts hat errechnet, dass die Energiebilanzen von selbst gemachter und Tiefkühlpizza gar nicht mal so unterschiedlich sind. Sie besagt: 100 Gramm Tiefkühlpizza verursachen insgesamt 556 bis 610 Gramm CO2. Bei selbstzubereiteter Pizza sind es 569 bis 580 Gramm. Auf die Klimabilanz wirken sich vor allem die unterschiedlichen Rezepturen (Salami oder Gemüse), ob Ihr mit dem Auto oder dem Fahrrad einkauft und die Vorgänge in den Haushalten der Endverbrauchenden aus. Beim Rohwareneinsatz liegen selbst Gemachtes und Convenience-Produkt in etwa gleich auf. Nichtsdestotrotz hat die Tiefkühlpizza auch ihre nicht ganz so nachhaltigen Seiten. Sie kommt in Plastik verpackt und ist zusätzlich nochmal in einen Karton gebettet.
Weniger wegwerfen
Tiefgekühltes gehört auch im Bio-Markt schon lange zum Sortiment. Schließlich haben tiefgefrorene Lebensmittel viele Vorteile: Nährstoffe und Geschmack werden geschont, man kann bestimmte Nahrungsmittel saisonal unabhängig genießen und sich durch die lange Haltbarkeit einen Vorrat aufbauen. Tatsächlich wird offenbar sogar die Lebensmittelverschwendung durch tiefgekühlte Ware eingedämmt, wie eine Umfrage des Deutschen Tiefkühlinstituts zeigt: Während knapp 90 Prozent der Befragten bereits mindestens einmal frische Lebensmittel weggeworfen haben, gaben nur etwa 30 Prozent an, dies schon einmal bei tiefgekühlten Produkten getan zu haben.
Bewusster genießen
Natürlich ist das Schöne an einer TK-Pizza, dass man sie so schnell und unkompliziert verspeisen kann. Trotzdem gilt beim Essen grundlegend ja: Es lässt sich alles noch ein bisschen feiner oder besser machen – in der (vegan-vegetarischen) »Gesundheitsbubble« gibt es dafür sogar einen eigenen Begriff: »to healthify«, also »vergesündern«, um es etwas unbeholfen zu übersetzen. Das gilt auch für Pizza. »Man kann sie halbieren und den Rest des Tellers mit reichlich knackigem Salat oder Gemüse auffüllen. Das sättigt und reicht als Mahlzeit«, rät Astrid Donalies. Ein weiterer Tipp von ihr: Eine hochwertige Pizza mit möglichst wenig Zutaten wählen, zum Beispiel Margherita statt einer Extra-Käse-Salami-Pizza und vor dem Backen noch selbst mit frischem Gemüse, Tomatenscheiben etc. belegen. Und sie hat noch einen Rat, der natürlich nicht nur für Pizza gilt: bewusst essen. Die Pizza nicht nebenher oder gedankenlos ohne Besteck konsumieren, sondern lieber am Tisch, ohne TV oder Smartphone, dafür mit Messer und Gabel Stück für Stück genießen. Also, Tiefkühlpizza aus dem Bio-Laden ist und bleibt eine gute Option, wenn es einmal schnell gehen muss. Um das Beste aus der Convenience-Mahlzeit rauszuholen, heißt es: In Bio-Qualität kaufen, selbst noch für etwas Frisches dazu sorgen und dann bewusst und gemütlich zu genießen. Auf diese Weise kann es bei den 13-jährlich verzehrten Pizzen durchaus bleiben.
→ Nadine Pinezits