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Bana­nen
Die lan­gen krum­men Beeren

Bananen »Musa paradisiaca« gehören zu den ältesten Kulturpflanzen weltweit und zu den beliebtesten Früchten. Was macht sie so beliebt, wo kommt sie her, und warum sind ökologisch angebaute und fair gehandelte Bananen die bessere Wahl?
Bioboom Magazin Warenkunde über Bananen
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Ener­gie und gute Gefühle

 

Geschätzt als wert­vol­ler Ener­gie­lie­fe­rant (und damit der Kar­tof­fel ähn­lich), ent­hält die Bana­ne zudem Kali­um, Magne­si­um, Eisen sowie die Vit­ami­ne A, B, C und E. Die ursprüng­lich ent­hal­te­ne Stär­ke hat die Des­sert­ba­na­ne in Frucht­zu­cker umge­wan­delt. Sie schmeckt püriert im Smoot­hie, im Hafer­brei mit Joghurt oder Quark eben­so als Mahl­zeit für zwi­schen­durch und funk­tio­niert als Sport­ler­nah­rung und Kater­früh­stück. Außer­dem soll sie das Ner­ven­sys­tem stär­ken und gilt als Stim­mungs­auf­hel­ler. Denn Bana­nen ent­hal­ten – eben­so wie Kakao – die Ami­no­säu­re Tryp­tophan, die unser Kör­per für die Bil­dung des Glücks­hor­mons Sero­to­nin benö­tigt. Sie kön­nen also eine gute Alter­na­ti­ve zur Scho­ko­la­de darstellen.

 

»Die Bana­ne« gibt es nicht

 

Hät­tet Ihr’s gewusst? Aus bota­ni­scher Sicht ist die Bana­nen­frucht eine Bee­re, die frü­her auch als Para­dies­fei­ge bezeich­net wur­de. Welt­weit gibt es mehr als 1.000 Bana­nen­sor­ten, dar­un­ter auch die hier­zu­lan­de wenig ver­brei­te­ten Koch­ba­na­nen, die gegart ver­speist wer­den. In Tei­len Afri­kas und Asi­ens dient die Koch­ba­na­ne als Grund­nah­rungs­mit­tel, von dem die Men­schen über 100 Kilo­gramm pro Kopf in einem Jahr ver­zeh­ren. Die süßen Bana­nen, die roh ver­speist wer­den, hei­ßen offi­zi­ell »Des­sert­ba­na­nen«.

 

Die Sor­ten­viel­falt ist für uns in Euro­pa weit­ge­hend unsicht­bar. Vie­le Sor­ten wer­den nur lokal und in gerin­gen Men­gen ange­baut, weil sie zu emp­find­lich für den Trans­port sind. In den deut­schen Super­märk­ten herr­schen eini­ge weni­ge Sor­ten vor, die wei­te Trans­port­we­ge aus­hal­ten, weni­ger krank­heits­an­fäl­lig und gut im Ertrag sind. Zum Bei­spiel die Sor­te Caven­dish: Benannt ist sie nach dem Duke of Caven­dish, der bereits Anfang des 19. Jahr­hun­derts Bana­nen aus Chi­na in sei­nem Gar­ten anpflanzte.

Gefahr durch Pilzbefall

 

Die Bana­nen der Caven­dish-Sor­ten sind mild im Geschmack, ihre Scha­le ist dünn, des­halb sind sie recht stoß­emp­find­lich. Sie wur­den in den 60er-Jah­ren auf den Markt gebracht und lös­ten die damals vor­herr­schen­de Sor­te Gros Michel ab, die von einer Pilz­krank­heit hin­weg­ge­rafft wur­de. Seit Anfang des 21. Jahr­hun­derts zeich­net sich wegen mas­si­ven Pilz­be­falls und Aus­brei­tung der soge­nann­ten Pana­ma-Krank­heit, eben­falls eine Pilz­krank­heit, auch das Ende der Caven­dish ab. Daher wird der­zeit an der Züch­tung von robus­te­ren Bana­nen­sor­ten geforscht.

 

Eine Sor­te, die es in Bio-Qua­li­tät gibt, ist die in Hon­du­ras gezüch­te­te Gold­fin­ger. Gera­de für Bio-Bana­nen ist es wich­tig, dass sie robust und weni­ger pilz­an­fäl­lig sind, weil beim Anbau kei­ne Pes­ti­zi­de ver­wen­det wer­den dür­fen. Kurio­sum: For­scher haben 2012 den gene­ti­schen Code der Bana­ne geknackt und fest­ge­stellt, dass eine Bana­ne mit rund 36.500 Genen um etwa 14.000 kodier­te Gene mehr hat als der Mensch. Die DNA von Bana­nen stimmt zu über 50 Pro­zent mit der DNA von Men­schen überein.

 

Dar­um ist die Bana­ne krumm

 

Auf Latei­nisch Musa, aus der Pflan­zen­fa­mi­lie der Mus­aceae stam­mend, sind Bana­nen das gan­ze Jahr über ver­füg­bar, da sie im war­men, tro­pi­schem bis sub­tro­pi­schem Kli­ma schnell ern­te­rei­fe Früch­te her­aus­bil­den. Bis zur Ern­te ver­ge­hen nur etwa neun Mona­te. Bana­nen wach­sen in einem Büschel an stau­den­ar­ti­gen Pflan­zen, die bis zu acht Meter hoch wer­den kön­nen. Sie gehö­ren zu den Stau­den, denn ihr Stamm wird nicht hol­zig. Er ent­steht aus den inein­an­der geroll­ten Blatt­schei­den der Unter­blät­ter. Der Blü­ten­spross der Bana­ne schiebt sich durch die von den Blät­tern gebil­de­te Röh­re nach oben, tritt an der Spit­ze aus und streckt sich zu einem im Bogen über­hän­gen­den, sehr lan­gen Blütenstand.

 

Aus den weib­li­chen Blü­ten ent­wi­ckeln sich die Bana­nen­früch­te, die kei­ne Samen ent­hal­ten. An den schwar­zen Pünkt­chen und Fäden im Inne­ren kann man aber noch erken­nen, wo die Samen bei den Wild­for­men sit­zen soll­ten. Die Ver­meh­rung fin­det ohne Samen durch Able­ger von der Mut­ter­pflan­ze statt. Die klei­nen Bana­nen­früch­te wach­sen zunächst nach unten, dann wen­den sich ihre Spit­zen nach oben, zum Licht, wohin sie wei­ter­wach­sen. Das beant­wor­tet die klas­si­sche, immer wie­der­keh­ren­de Fra­ge, war­um die Bana­ne krumm ist.

 

Bioboom Warenkunde Bananen Zwischenbild

In Deutsch­land steht die Des­sert­ba­na­ne, hier­zu­lan­de ein­fach Bana­ne genannt, mit 12 Kilo pro Kopf und Jahr nach dem Apfel auf Platz zwei der Obst-Hitliste.

 

Die meist expor­tier­te Frucht der Welt

 

Eine ertrag­rei­che Kul­tur-Stau­de aus Mit­tel­ame­ri­ka ent­wi­ckelt sechs bis 19 so genann­te Hän­de, aus denen jeweils zehn bis 20 Bana­nen, soge­nann­te Fin­ger, wach­sen. Sie sind 20 bis 30 cm lang und haben eine gekrümm­te Form. Der Ursprung der Bana­ne dürf­te in Süd­ost­asi­en vor mehr als 5.000 Jah­ren lie­gen. Von dort kam sie mit Ein­wan­de­rern nach Mada­gas­kar und Afri­ka. Seit dem 15. Jahr­hun­dert wer­den Bana­nen auch auf den Kana­ri­schen Inseln kul­ti­viert. Im Zuge der Kolo­ni­sie­rung gelang­ten sie auf den ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nent und wer­den seit­dem auch dort auf Plan­ta­gen ange­baut. Weni­ger als ein Vier­tel der gesam­ten Bana­nen­pro­duk­ti­on wird welt­weit gehan­delt, trotz­dem gel­ten Bana­nen als glo­ba­le Hauptexportfrucht.

 

90 Pro­zent der nach Deutsch­land impor­tier­ten Bana­nen kom­men aus Mit­tel- und Süd­ame­ri­ka – und das, obwohl Indi­en und Chi­na die größ­ten Pro­du­zen­ten von Des­sert­ba­na­nen sind. Auf­grund des hohen Eigen­ver­brauchs in den Län­dern wird davon jedoch kaum etwas expor­tiert. Klei­ne­re Bana­nen­sor­ten, zum Bei­spiel die Plá­ta­no de Cana­ri­as, die auf den kana­ri­schen Inseln wach­sen, schaf­fen es meist nur bis in spa­ni­sche Super­märk­te, weil sie weni­ger trans­port­fä­hig sind und rei­fer geern­tet wer­den. Das ist übri­gens auch der Grund, war­um die Bana­ne in Spa­ni­en »plá­ta­no« und in Latein­ame­ri­ka »bana­na« heißt: Es han­delt sich um unter­schied­li­che Sorten.

 

Bio und fair: Bei­des ist wichtig

 

Auch wenn immer mehr Men­schen Bio und fair gehan­del­te Bana­nen bevor­zu­gen, stam­men noch über 80 Pro­zent der in Deutsch­land erhält­li­chen Bana­nen aus dem kon­ven­tio­nel­len Anbau. Dort wer­den che­misch-syn­the­ti­sche Spritz­mit­tel gegen Pilz­krank­hei­ten ein­ge­setzt. Die­se ver­hin­dern zwar einen Ertrags­aus­fall, schä­di­gen aber die Gesund­heit der Plantagenarbeiter:innen eben­so wie den Boden und die Bio­di­ver­si­tät. Zudem haben Stu­di­en nach­ge­wie­sen, dass bei kon­ven­tio­nel­len Bana­nen trotz der schüt­zen­den Scha­le auch das Frucht­fleisch belas­tet war, in Bio-Bana­nen hin­ge­gen kei­ne Rück­stän­de gefun­den wurden.

 

Aber auch Bio-Qua­li­tät allein bedeu­tet nicht zwangs­läu­fig, dass die Bio-Bana­nen fair gehan­delt wer­den und die Men­schen, die sie erzeu­gen, einen aus­kömm­li­chen Preis für ihre Arbeit erhal­ten. Unge­fähr 70 Pro­zent der Bio-Bana­nen welt­weit sind aktu­ell auch »fairtra­de« zer­ti­fi­ziert. Gut zu wis­sen: In Deutsch­land sind alle »fairtra­de«-zer­ti­fi­zier­ten Bana­nen auch zu 100 Pro­zent Bio-zertifiziert.

 

Gerech­te Prei­se sichern Lebensgrundlagen

 

Unge­rech­te Löh­ne, schlech­te Arbeits­be­din­gun­gen und der mas­si­ve Ein­satz von Pes­ti­zi­den prä­gen den All­tag der Beschäf­tig­ten in der kon­ven­tio­nel­len Bana­nen­pro­duk­ti­on. Das geht aus Stu­di­en von Ent­wick­lungs­or­ga­ni­sa­tio­nen wie Oxfam und Süd­wind her­vor. Hin­zu kom­men Risi­ken wie Tro­pen­stür­me, die durch den Kli­ma­wan­del häu­fi­ger wer­den, und die eine gesam­te Ern­te ver­nich­ten kön­nen. Den­noch ist der Bana­nen­an­bau seit vie­len Jahr­zehn­ten eine wich­ti­ge Ein­kom­mens­quel­le für hun­dert­tau­sen­de Fami­li­en in zahl­rei­chen Län­dern des glo­ba­len Südens. Nied­ri­ge Export­prei­se, schlech­te sozia­le und öko­lo­gi­sche Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen, Wett­be­werbs­kampf und eine Macht­kon­zen­tra­ti­on ent­lang und vor allem am Ende der Wert­schöp­fungs­ket­te: Die Men­schen, die unse­re Bana­nen anbau­en, zah­len den wah­ren Preis für die Dum­ping-Bana­nen­prei­se in unse­ren Super­märk­ten, die zum Teil unter 90 Cent das Kilo lie­gen. Schon aus die­sem Grund lohnt es sich, nach Bio und fair gehan­del­ten Bana­nen zu fra­gen, um einen umwelt- und sozi­al­ver­träg­li­chen Anbau in den Her­kunfts­län­dern nach­hal­tig zu unterstützen.

 

→ Susan­ne Salzgeber

 

Die­ser Bei­trag erschien in Aus­ga­be 94 — Früh­jahr 2022

 

Bioboom Frühjahresausgabe Cover Nr. 94

 

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