Kontakt  |  Über Bioboom  |  Bioboom abonnieren

BBM_105_Web_Kakao_Headerbild_1200x600px

Kakao
Lieb, aber teuer

Schokolade ist unangefochten die Lieblingssüßigkeit der Deutschen: Nahezu acht Kilo pro Kopf wurden im vergangenen Jahr verspeist. Die Schoko-Preise aber sind auf einem Allzeit-Höchststand. Das schmerzt. Woran es liegt und warum es sich lohnt, trotzdem keine Qualitäts-Kompromisse zu machen.
Bioboom Ausgabe 105 Gut Essen — Kakao — Lieb aber teuer
Bioboom Ausgabe 105 Gut Essen — Kakao — Lieb aber teuer

Siehe auch:

Siehe auch:

Scho­ko­la­de ist unan­ge­foch­ten die Lieb­lings­sü­ßig­keit der Deut­schen: Nahe­zu acht Kilo pro Kopf wur­den im ver­gan­ge­nen Jahr ver­speist. Damit steht Deutsch­land euro­pa­weit auf Platz zwei, ledig­lich in der Schweiz wird noch mehr Scho­ko ver­braucht. Umso schmerz­haf­ter, dass die Prei­se für den Scho­ko­la­den-Grund­roh­stoff Kakao explo­diert sind: Knapp 6.800 US-Dol­lar kos­te­te eine Ton­ne Kakao im August 2024 auf dem Welt­markt. Zum Ver­gleich: 2014 waren es noch ca. 2.900 Dol­lar — und ein Ende der »Scho­ko­fla­ti­on« ist nicht absehbar.

 

Mas­si­ve Ern­te­ver­lus­te in Westafrika

 

Dafür gibt es meh­re­re Grün­de: Ein gro­ßer Teil des Kakaos für den Welt­markt stammt aus West­afri­ka, Län­der wie Gha­na und Elfen­bein­küs­te zäh­len zu den Haupt­lie­fe­ran­ten für Kakao. Doch 2023 fiel rund ein Drit­tel west­afri­ka­ni­schen Ern­te aus: Eine Pflan­zen­krank­heit brei­te­te sich dort aus und sorg­te für mas­si­ve Ern­te­ver­lus­te. Dass die­se so hef­tig aus­fie­len, lag auch am peri­odisch auf­tre­ten­den Wet­ter­phä­no­men El Niño, das unter ande­rem zu extre­mer Näs­se führ­te. Und natür­lich: Die Kli­ma­kri­se, deren Aus­wir­kun­gen gera­de den glo­ba­len Süden tref­fen, führt dazu, dass der Stress für die Öko­sys­te­me vor Ort sich noch ver­stär­ken wird. Hin­zu kom­men struk­tu­rel­le Pro­ble­me: Kakao wird nach wie vor über­wie­gend in klein­bäu­er­li­chen Betrie­ben erzeugt. Die nied­ri­gen Prei­se der Jahr­zehn­te davor hiel­ten die Ein­kom­men der Erzeuger:innen schmal, sodass sie nicht in die Ver­jün­gung der Kakao­bäu­me inves­tie­ren konn­ten. Das räch­te sich jetzt, denn im über­al­ter­ten Baum­be­stand haben Krank­hei­ten und Schäd­lin­ge leich­tes Spiel. Das gilt erst recht, wenn die Bäu­me kon­ven­tio­nell in Mono­kul­tu­ren ange­baut werden.

 

 

 

Bioboom Ausgabe 105 Gut Essen — Kakao

 

 

Kakao als Spekulationsobjekt

 

Auf dem Welt­markt führ­ten die Ern­te­aus­fäl­le in West­afri­ka zu einer Ver­knap­pung des Ange­bots. Gleich­zei­tig steigt die Nach­fra­ge kon­ti­nu­ier­lich, denn auch in asia­ti­schen Län­dern wie Chi­na steigt der Kakao­ver­brauch. Das allei­ne hät­te schon zu Preis­stei­ge­run­gen geführt. Aber damit nicht genug: Das Ange­bots­de­fi­zit rief zusätz­lich Spe­ku­la­ti­on auf den Plan — mit der Knapp­heit wur­de und wird an den Bör­sen zusätz­li­ches Geld ver­dient, auf Kos­ten von Produzent:innen und Konsument:innen.

 

Bio-Tafeln häu­fig mit hohem Kakaogehalt

 

Die Knapp­heit am Welt­markt betrifft alle, die Kakao ver­ar­bei­ten. Kon­ven­tio­nel­le Unter­neh­men und Bio-Fir­men sahen sich gezwun­gen, ihre Prei­se zu erhö­hen. Im kon­ven­tio­nel­len Bereich lässt sich zudem beob­ach­ten, dass Rezep­tu­ren »opti­miert« wer­den, zum Bei­spiel mit kakao­frei­en Scho­ko­la­den­al­ter­na­ti­ven. Bio-Scho­ko­la­den­mar­ken macht die Situa­ti­on aller­dings beson­ders zu schaf­fen, denn dort sind gera­de Scho­ko­la­den mit einem hohen Kakao­an­teil von bis zu 99 oder gar 100 Pro­zent beson­ders beliebt und machen einen hohen Anteil im Sor­ti­ment aus. Häu­fig fin­den sich im Bio-Regal auch Sor­ten, die mit Kakaos aus defi­nier­ten Her­kunfts­län­dern wie Gha­na, Ecua­dor oder Cos­ta Rica oder aus spe­zi­el­len Edel­ka­kaos wie Criol­lo, Tri­ni­ta­rio oder Nacio­nal her­ge­stellt wer­den. Des­halb kön­nen die Bio-Scho­ko­la­den­fir­men nicht ein­fach Kakao von irgend­wo zusam­men­kau­fen oder mischen.

 

Geran­gel um süd­ame­ri­ka­ni­sche Kakaoernten

 

Bio-Kakao kommt häu­fig gar nicht aus West­afri­ka, son­dern aus Süd­ame­ri­ka, zum Bei­spiel Ecua­dor, Cos­ta Rica oder der Domi­ni­ka­ni­schen Repu­blik. Dort gedeiht der Bio-Kakao in Misch­kul­tu­ren. Zwi­schen Erzeu­gen­den und deut­schen Bio-Fir­men gibt es zum Teil lang­fris­ti­ge Lie­fer­be­zie­hun­gen. Pro­ble­ma­tisch ist die Lage trotz­dem: Denn natür­lich ver­su­chen alle Markt­be­tei­lig­ten, sich nun auf dem süd­ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nent ein­zu­de­cken. Das führt im Extrem­fall dazu, dass der Kakao dort direkt auf der Stra­ße auf­ge­kauft wird. Soll­ten sich die west­afri­ka­ni­schen Kakao-Erträ­ge nicht erho­len, könn­te sich die Wett­be­werbs­si­tua­ti­on im Ein­kauf zukünf­tig noch wei­ter verschärfen.

 

 

 

Bioboom Ausgabe 105 Gut Essen — Kakao

 

 

 

Stei­gen­de Prei­se — kei­ne bes­se­ren Lebens­be­din­gun­gen vor Ort

 

Wenn die Kakao­prei­se stei­gen und das Pro­dukt gefragt ist, dann soll­ten das doch wenigs­tens gute Nach­rich­ten für die Anbau­en­den sein, könn­te man den­ken. Doch spe­zi­ell der Kakao aus West­afri­ka ist lei­der nur auf dem Welt­markt unbe­zahl­bar. Denn in den jewei­li­gen Län­dern gibt es einen staat­lich fest­ge­leg­ten Preis. Eigent­lich soll die­ser den Anbau­en­den einen Min­dest­preis garan­tie­ren. Doch wenn die Nach­fra­ge steigt und die Ern­te schlecht aus­fällt, kön­nen sie ihn nicht erhö­hen. Das führt aktu­ell dazu, dass in Afri­ka nur 20 Pro­zent der aktu­el­len Preis­stei­ge­run­gen bei den Kakaobäuer:innen ankom­men, wäh­rend es in der Domi­ni­ka­ni­schen Repu­blik immer­hin 80 Pro­zent sind. Exis­tenz­si­chern­de Ein­kom­men, ein Ende der Kin­der­ar­beit und fai­re Struk­tu­ren für alle, die Kakao erzeu­gen: Das ist immer noch eine Uto­pie und es steht zu befürch­ten, dass die­se Zie­le in den Hin­ter­grund geraten.

 

Kakao, und damit Scho­ko­la­de, ist teu­rer gewor­den. Das tut weh, schon klar. Aber was brau­chen wir, was braucht die Welt nöti­ger: Scho­ko­la­de für 79 Cent pro 100 Gramm oder resi­li­en­te Kakao­plan­ta­gen, fai­re Löh­ne und Kin­der, die zur Schu­le gehen? Scho­ko­la­de ist kein Grund­nah­rungs­mit­tel (ja, schon gut, ein biss­chen viel­leicht schon). Mit der Ent­schei­dung für hoch­wer­ti­ge, fai­re Bio-Scho­ko­la­den kön­nen wir nicht nur in der Weih­nachts­zeit ein Zei­chen set­zen: Für ech­ten Genuss und eine anstän­di­ge Welt.

 

 

 


Vie­le wei­te­re Waren­kun­den fin­det ihr unter »Gut Essen«


 

 

Die­ser Bei­trag erschien in Aus­ga­be 105 — Win­ter 2024

Weiterlesen

Das könnte dir auch gefallen
Bioboom Warenkunde Zucker-Zuckeralternativen
Gut essen

Zucker
Zucker – gelieb­ter Feind

Wir alle lie­ben Zucker. Wir kön­nen nichts dafür, es ist uns in die Wie­ge gelegt. Ein Zuviel davon ist nicht nur für die Zäh­ne schlecht. Wie kann ein genuss­vol­ler und halb­wegs ent­spann­ter ­Umgang mit dem schwie­ri­gen Nah­rungs­mit­tel gelingen?

Bioboom Magazin Warenkunde über Bananen
Gut essen

Bana­nen
Die lan­gen krum­men Beeren

Bana­nen »Musa para­di­sia­ca« gehö­ren zu den ältes­ten Kul­tur­pflan­zen welt­weit und zu den belieb­tes­ten Früch­ten. Was macht sie so beliebt, wo kommt sie her, und war­um sind öko­lo­gisch ange­bau­te und
fair gehan­del­te Bana­nen die bes­se­re Wahl?

Bioboom Warenkunde Salz Beitragsbild
Gut essen

Salz
Das Mine­ral aus den (Ur-) Meeren

Für alle, die es ganz genau neh­men eines vor­ab: Salz ist kein Gewürz, son­dern ein Mine­ral. Ob es aus der Erde oder dem Meer stammt, abge­baut oder gesie­det wird, als Dis­coun­ter­ar­ti­kel oder Edel­pro­dukt daher­kommt: Che­misch gese­hen han­delt es sich immer um Natri­um­chlo­rid (NaCl), eine Ver­bin­dung aus Natri­um und Chlo­rid. Im Zusam­men­hang mit Lebens­mit­teln wird es als Koch­salz, Spei­se­salz oder Tafel­salz bezeichnet.

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner