Zweige knabbern, Knochen mahlen
Lange bevor es Zahncremes und Zahnbürsten, Zahnärzt:innen und alles, was wir heute so an moderner Dentalhygiene zur Verfügung haben, gab, haben Menschen ihre Zähne gereinigt: Sie zerkauten Zweige, so dass an den Enden etwas wie ein Bürstchen entstand, vermahlten Holzkohle, Knochen oder Muschelschalen zu Zahnpulvern.
Hauptsache, es wird geputzt
Heute füllen Zahnpflegeprodukte im Drogeriemarkt ganze Gänge, allerdings das Wichtigste zuerst: Ob Zahncreme, ‑pulver oder ‑tablette, auch die Besten unter ihnen können eins nicht: Euch das Putzen abnehmen. Die Verantwortung dafür, zweimal täglich jeden einzelnen Zahn inklusive der Zwischenräume ordentlich zu reinigen, die bleibt bei Euch. Zahncremes unterstützen die Reinigungswirkung der Bürste und sorgen dafür, dass Ihr nach dem Putzen ein schönes frisches Gefühl im Mund habt.
Putzkörper: Effektiv, aber nicht zu hart
Hauptbestandteil von Zahnputzprodukten sind Putzkörper: Natriumhydrogencarbonat, Calciumcarbonat, Silica oder Celluloseverbindungen, um nur einige zu nennen. In naturkosmetischen Zahncremes werden auch gerne Salz oder Kreide eingesetzt. Wichtig ist, dass sie in Größe und Härte so abgestimmt sind, dass sie dabei helfen, Beläge zu entfernen, ohne den Zahnschmelz zu beschädigen. Diese Abriebkraft wird als RDA (Relative Dentin Abrasion)-Wert angegeben. Als ideal gelten laut Bundeszahnärztekammer Werte zwischen 30 und 70. In so genannten Whitening-Zahncremes, die Rauchern, Tee‑, Kaffee- oder Rotweintrinkern einen aufhellenden Effekt versprechen, kann der RDA-Wert deutlich höher liegen und den Zahnschmelz nachhaltig angreifen. Auf der Verpackung ist der RDA-Wert nur selten angegeben. Wer es ganz genau wissen will, kommt nicht um eine Internetrecherche oder direkte Nachfrage bei den Herstellenden herum.
Schaum: Muss nicht sein
So gut wie alle konventionellen Zahnpasten enthalten Schaumbildner, also Tenside. So verteilt sich die Zahncreme besser im Mund und läuft nicht gleich wieder heraus. Der Schaum soll helfen, Zahnbeläge zu lockern und gelangt auch in Winkel, die mit der Zahnbürste schwer erreichbar sind. Ein in konventionellen Produkten nach wie vor anzutreffendes, umstrittenes Tensid ist Natriumlaurylsulfat, das als aggressiv und potenziell schleimhautreizend gilt. Zum Glück geht es auch anders: Natur-Zahncremes setzen auf milde, pflanzenbasierte Zucker- oder Kokostenside — oder sie kommen ganz ohne aus. Im Bio-Drogerieregal findet Ihr eine beachtliche Auswahl von tensidfreier Zahnpflege.
Fluor: Wo sich die Geister scheiden
Die offizielle Position der Zahnmedizin ist eindeutig: Erwachsene sollten für einen wirksamen Kariesschutz eine Zahnpasta mit durchschnittlich 1.000 bis 1.500 ppm Fluorid auswählen. Fluoride verbinden sich mit dem Calcium im Zahnschmelz und machen ihn härter. Das schützt vor Karies. Deshalb enthalten heute auch naturkosmetische Zahncremes Fluor in den empfohlenen Dosierungen. Viele naturheilkundlich orientierte Menschen möchten lieber ohne Fluor auskommen. Sie finden nach wie vor jede Menge naturkosmetische Alternativen.
Wirkstoffe: Zwischen Triclosan und Salbei
Und natürlich gibt es noch jede Menge Wirkstoffe, die ergänzend eingesetzt werden, zum Beispiel um das Zahnfleisch gesund zu erhalten und Entzündungen vorzubeugen. Während in konventionellen Produkten nach wie vor umstrittene Bakterienkiller wie Chlorhexidin oder Triclosan enthalten sind, setzt Naturkosmetik auf natürliche Wirkstoffe wie Salbei, Teebaum oder Kamille — das ist gut zu wissen, denn schließlich ist die Mundschleimhaut sensibel und durchlässig.
Minze ist Spitzenreiter
Wenn es um Geschmacksvielfalt geht, haben die Zahncremes aus dem Naturkosmetikregal ganz eindeutig die Nase vorn: Neben dem universellen Spitzenreiter Minze gibt es hier von ayurvedischen Kompositionen bis Zitrone eine breite Vielfalt. Das freut nicht zuletzt Menschen, die sich in einer homöopathischen Behandlung befinden, dort ist Pfefferminz nämlich verpönt.
Es muss nicht immer Paste sein
Fast alle Zahnpasten stecken in Plastiktuben — aber es gibt Alternativen: Da wären zum einen Anbieter, die die Paste in Gläser abfüllen, aber auch Zahnpulver, ‑kristalle oder ‑tabletten sind, plastikfrei verpackt, im Bio-Markt zu finden.
Gründlich, schonend und natürlich: Gute Gründe, auch und gerade bei der Zahnpflege auf zertifizierte Naturkosmetik zu setzen. Und wer die Biodiversität auch bei Produkten schätzt, darf sich auf Markenvielfalt von kleinen Unternehmen, unterschiedlichste Rezepturen und Geschmacksrichtungen freuen.
Dieser Beitrag erschien in Ausgabe 107 — Sommer 2025