Nussmus ist keine Nusscreme
Im Handel findet Ihr Nussmuse und Nusscremes oder Nussbutter. Die Namen sind unseres Wissens nicht gesetzlich definiert. Wenn wir hier von Nussmus reden, dann meinen wir damit die Produkte, die rein aus der vermahlenen namensgebenden Zutat bestehen, höchstens noch mit einer Prise Salz abgerundet. Unter Nusscreme und Nussbutter versteht man in der Regel süße Aufstriche (die, keine Frage, auch extrem lecker sein können, aber Thema für einen neuen Artikel wären). Nur soviel: Sie enthalten nicht nur Nüsse, sondern auch weitere Zutaten wie Zucker, Palmöl, Gewürze. In konventionellen Produkten können auch weitere Zusatzstoffe wie Stabilisatoren stecken.
Nicht nur aus Nüssen
Grundsätzlich gilt: Was Nuss ist, kann auch Nussmus werden. Mandeln, Cashews, Hasel- und Walnüsse, Kokosnüsse, Pistazien, Macadamias. Allerdings nicht alles, was im Nussmus-Regal steht, wird auch wirklich aus Nüssen hergestellt: So ist die Erdnuss botanisch betrachtet keine Nuss, sondern eine Hülsenfrucht. Die Cashewnuss ist der Kern der Cashew-Frucht. Hinzu kommen die leckeren Muse, die aus Kernen und Saaten hergestellt werden, wie zum Beispiel Sesam‑, Kürbiskern- oder Sonnenblumenkernmus – wir sehen das hier nicht streng botanisch, sondern pragmatisch.
Naturkostprodukt mit Tradition
Während Tahin, also Sesammus, ein fester Bestandteil der Küche des vorderen Orients ist und Peanutbutter, also Erdnussmus, bereits seit dem 19. Jahrhundert ein amerikanischer Küchenklassiker ist, waren es in Deutschland die Naturkostläden, die Ende des 20. Jahrhunderts die ersten Nussmuse in ihre Regale stellten: Seitdem sind Nussmuse immer beliebter geworden und schon längst nicht mehr der »alternativen Ernährung« vorbehalten.
Rösten, Mahlen, Abfüllen
Die Herstellung von Nussmus ist eigentlich ganz einfach. Damit der Geschmack schön intensiv herauskommt, werden die Nüsse meist schonend geröstet (wenn Ihr Nussmus in Rohkostqualität haben wollt, werdet Ihr zum Beispiel bei Keimling fündig). Dann geht’s ans Mahlen, und zwar solange, bis das Öl aus den Nüssen heraustritt und ein fein-cremiges Mus entstanden ist. Abfüllen, Deckel drauf, fertig ist das Nussmus. Insbesondere bei besonders preiswerten konventionellen Produkten empfiehlt sich trotzdem ein Blick auf die Zutatenliste: Möglicherweise sind billige Öle, Palmfett, zu viel Salz und/oder Zucker zugesetzt.
Nüsse sind super Nährstofflieferanten und reine Nussmuse stehen ihnen in nichts nach: Sie liefern »gute« Fette, bzw. wichtige Fettsäuren, Vitamine, Mineralien, Proteine und Ballaststoffe.
Ökologischer Landbau und nachhaltige Lieferbeziehungen
Auch was Nachhaltigkeit angeht, können die Bio-Hersteller punkten. Da die Rohstoffe aus ökologischer Landwirtschaft stammen, werden beim Anbau keine Pestizide verwendet. Das kommt nicht nur denen, die es verspeisen zugute, sondern auch den Menschen, die es anbauen. Das Gleiche gilt für die langfristigen und fairen Lieferbeziehungen, die viele Bio-Unternehmen mit ihren Anbaubetrieben verbinden. Nussmus steckt in der Regel in Gläsern mit Schraubverschluss. Die lassen sich natürlich wiederverwenden, mittlerweile gibt es sogar Bio-Nussmus im Pfandglas (Fairfood).
Jede Menge Nährstoffe
Nüsse sind super Nährstofflieferanten und reine Nussmuse stehen ihnen in nichts nach: Sie liefern »gute« Fette, bzw. wichtige Fettsäuren, Vitamine, Mineralien, Proteine und Ballaststoffe – jeweils exakt das, was die entsprechende Nuss mitbringt. Durch den hohen Kaloriengehalt sind sie super Sattmacher. Dass sie wenig Kohlenhydrate enthalten, macht sie in der Low Carb-Ernährung beliebt. Kurz: Nussmus als Zutat wertet jede Mahlzeit ernährungsphysiologisch auf – es sei denn natürlich, Ihr habt eine Nuss-Allergie. Aber dann werdet Ihr diesen Artikel vermutlich eh überspringen. Die Nährstoffgehalte der einzelnen Nussmuse sind naturgemäß unterschiedlich. Mandelmus ist besonders reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Erdnussmus liefert dagegen viel Protein.
Stars der veganen Bio-Küche
Das Schöne an Nussmusen: Man muss mit ihnen nicht unbedingt irgendetwas Spektakuläres anstellen. Man kann sie einfach auf Brot essen – gerne in Kombination mit Marmelade, wie beim US-amerikanischen Peanut Butter Jelly Sandwich. Ein einfacher und überzeugender Snack ist Nussmus als Dip, zum Beispiel Apfelspalten mit Mandel- oder Haselnussmus, Möhren oder Gurkensticks mit Tahin. Für viele ist ihr Lieblings-Nussmus sogar eine Alternative zu verarbeiteten, süßen Produkten: Schließlich schmeckt Kokosmus ein bisschen wie eine beliebte Kokospraline, Haselnussmus kann süße Nusscreme ersetzen. Aber natürlich laufen Nussmuse auch in der Küche zu Hochform auf.
Sie veredeln gleichermaßen herzhafte wie süße Gerichte und sind ausgesprochen vielseitig: Ein Glas Erdnussmus kann morgens die besagten Peanutbutter-Sandwiches liefern, und abends in einer asiatischen Soße die Gemüsepfanne bereichern. Kein Wunder, dass die diversen Nussmuse in der Bio-Küche, insbesondere in veganen Rezepten, so sehr geliebt werden, bieten sie doch vollwertigen Ersatz für Butter oder Sahne (besonders Cashew- und Mandelmus sind hier sehr praktisch). Tahin, also Sesammus verleiht jedem Gericht orientalisches Flair. Ihr seid auf der Suche nach Nussmus-Inspiration? Häufig haben die Hersteller selber tolle Rezept-Tipps auf ihren Internetseiten, gucken lohnt sich (zum Beispiel MorgenLand oder Rapunzel).
Gerührt, nicht geschüttelt
Bei Bio-Nussmusen, die zu hundert Prozent aus Nuss bestehen, setzt sich gerne das Öl oben ab. Dann hilft nur, das Öl wieder geduldig unter die Nussmasse zu verrühren. Da diese dann zäher wird, kann das ein bisschen nervig sein. Der Aufwand lohnt sich aber, denn so könnt ihr eben wirklich pur genießen. Nussmus kann im Kühlschrank aufbewahrt werden, dann ist es etwas fester. Es kann aber auch im Küchenschrank, also lichtgeschützt, bei Raumtemperatur gelagert werden. Durch den geringen Wassergehalt ist es nicht anfällig für Schimmel, solange Ihr darauf achtet, es mit einem sauberen Löffel zu entnehmen. Überlagertes Nussmus erkennt Ihr ganz einfach daran, dass es ranzig schmeckt – aber bei einem so leckeren und vielseitigen Produkt wird das wohl kaum passieren.
Die größte Auswahl gibt’s in Eurem Bio-Markt
Wer einen Hochleistungsmixer zuhause hat, kann Nussmus übrigens auch selber herstellen – das erfordert allerdings ein wirklich gutes Gerät und ein bisschen Geduld. Vereinzelt stehen sogar Nussmusmaschinen in Bio- oder Unverpacktläden. Ansonsten: Von Cashew bis Walnuss – wenn’s um Nussmusvielfalt geht, findet Ihr im Bio-Supermarkt definitiv die größte Auswahl.
→ Jeanine Tovar
Dieser Beitrag erschien in Ausgabe 97 — Winter 2022