— Deo aus dem Pumpzerstäuber? Als Stick in der Papphülse? Oder als Creme zum Auftragen? Shampoo und Spülung als feste Bars, als Pulver aus der Dose oder wie gehabt aus der Kunststoffflasche? Wer die Wahl hat, hat die Qual – zunehmend gilt das nicht mehr nur für die Auswahl des Produkts, sondern auch für die Verpackung. Die Wünsche und Ansprüche der Kund:innen an Naturkosmetik sind ganz klar: möglichst wenig, möglichst umweltfreundlich. Und trotzdem noch schön anzuschauen.
Einmal Minimalismus und zurück
Erschrocken über Plastikmüll in den Weltmeeren und kleinste Mikroplastikpartikel überall in der Umwelt beäugen wir Verpackungen kritischer: Muss das sein? Und muss es Kunststoff sein? Immer mehr Produkte sind immer weniger verpackt.
Also läuft es schon ein bisschen anders als in den Anfangszeiten der Naturkosmetik, als es vor allem um natürliche Inhaltsstoffe ging und die Verpackung absolute Nebensache war. Shampoo konnte aus großen Kanistern gepumpt werden, Cremes und Gesichtswasser kamen in unscheinbaren braunen Glastiegeln und ‑flaschen daher, Etiketten sahen oft nicht nur aus wie handgemalt. Dann kam der Professionalisierungsschub und das Bemühen um neue, anspruchsvolle und finanzkräftige Kund:innen: Chic und hochpreisig war nun angesagt, Verpackungen wurden aufwändig veredelt Prägungen, Lackierungen und eine Plastikfolie außen drum inklusive. Nun schwingt das Pendel wieder zurück.
Erschrocken über Plastikmüll in den Weltmeeren und kleinste Mikroplastikpartikel überall in der Umwelt beäugen wir Verpackungen kritischer: Muss das sein? Und muss es Kunststoff sein? Immer mehr Produkte sind immer weniger verpackt.
Flüssig braucht Behälter
Wohin mit den Infos
Wer auf fest statt flüssig setzt – egal, ob Deosticks, Zahnpflegetabs, Shampoo, Conditioneroder Duschbars – hat diese Probleme nicht. Die Produkte sind leicht, auslaufsicher, gut zu transportieren und oft nur minimalistisch verpackt: Sie stecken in Pappkartons, Weißblechdosen oder Jutesäckchen, manche sind sogar nur von einer Pappbanderole umgeben. Um ein bisschen Drumherum aber kommen auch sie nicht herum. Denn nach der EU-Kosmetikverordnung müssen einige verpflichtende Angaben zu jedem Produkt gemacht werden.
Das fängt beim Verwendungszweck (»Gesichtscreme«) und der Inhaltsmenge (»50 ml«) an und geht weiter mit der Adressangabe der herstellenden Firma und der Chargen-Nummer des Inhalts, die wichtig bei Beanstandungen ist. Hinzu kommt die Deklaration, also die Angabe der Inhaltsstoffe nach ihrem Gewichtsanteil in abnehmender Reihenfolge. So lassen sich zum einen die Hauptzutaten gut erkennen, zum anderen können Allergiker:innen prüfen, ob ein Stoff drin steckt, den sie nicht vertragen. Ist das Produkt nicht länger als 30 Monate haltbar, muss außerdem ein Mindesthaltbarkeitsdatum vermerkt sein. Das Symbol eines geöffneten Cremetiegels und eine Zeitangabe (»12 M«) zeigt bei manchen Produkten auch, wie lange sie nach dem Öffnen risikolos verwendet werden können.
Gerne wird die Verpackung auch genutzt, um die Nachhaltigkeit derselben herauszustellen. »Recyclinganteil von Tube und Faltschachtel 50 und 80 Prozent« prangt es auf einer weiteren Tagescreme, der Druck der Faltschachtel werde überdies CO2-kompensiert. Auf anderen Produkten findet sich an gut sichtbarer Stelle der Hinweis »plastikfrei«.
Es ist kompliziert
»Kunststoff ist aber nicht immer schlecht«, gibt Julia Keith zu bedenken. Die 46Jährige beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit der Kosmetikbranche, ihr Blog beautyjagd.de gehört zu den bekanntesten deutschsprachigen OnlineJournalen zur Naturkosmetik. Jedes Unternehmen müsse für sich individuell überlegen, was am sinnvollsten sei: »Die eine Lösung für alle wird es nicht geben. Bei kleinen Start-Ups mit kurzen Wegen sind Glastiegel oder flaschen möglicherweise eine gute Idee. Mittelständische Unternehmen dagegen, die im größeren Stil produzieren und bundesweit oder sogar international ausliefern, sind mit leichterem Kunststoff wahrscheinlich besser bedient.« Denn Glas ist schwer und verbraucht beim Transport deutlich mehr Energie. Beim Duschen oder Baden besteht zudem die Gefahr, dass die Flasche zu Bruch geht.
Vor- und Nachteile abwägen
»Die Geschichte hiter dem Material«
Nur ein Teil der Öko-Bilanz
mit den Verbraucher:innen«, findet Bloggerin Julia Keith. Noch aus einem anderen Grund ist die Naturkosmetikexpertin nicht ganz so streng beim Thema Verpackung: »Die Produkte sind ja keine reinen Zweckgegenstände, da geht es auch um Ästhetik und Design. Ein bisschen Glamour im Bad muss schon sein.«
Dieser Beitrag Erschien in der Ausgabe 92 – Herbst 2021
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