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Mine­ral­was­ser
Das Lebens­eli­xier

Jeder Mensch braucht es und zwar täglich: Kein Wunder, dass für viele Bio-Kund:innen das richtige Wasser genauso wichtig ist wie eine bewusste Ernährung.
Bioboom Ausgabe 103 — Gut Leben — Mineralwasser — Das Lebenselixier
Bioboom Ausgabe 103 — Gut Leben — Mineralwasser — Das Lebenselixier

Siehe auch:

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Ein schlich­tes Mole­kül aus einem Sauer­stoff- und zwei Was­ser­stoff­ato­men ist die Grund­la­ge allen Lebens auf der Erde: H2O. Ohne Was­ser kein Wet­ter, kei­ne Mee­re, kein Leben. Der mensch­li­che Kör­per besteht zu 70 Pro­zent aus Was­ser, das stän­dig »nach­ge­füllt« wer­den muss, damit die Stoff­wech­sel­pro­duk­te rei­bungs­los lau­fen kön­nen. Was­ser gilt — gera­de ange­sichts des Kli­ma­wan­dels — als eine der wich­tigs­ten glo­ba­len Res­sour­cen, es kann Kri­sen und Krie­ge auslösen.

 

Aus dem Hahn oder aus der Flasche

 

In Deutsch­land sind wir in der pri­vi­le­gier­ten Situa­ti­on, dass sau­be­res Trink­was­ser aus den Lei­tun­gen fließt — zum Trin­ken, zur Lebens­mit­tel­zu­be­rei­tung, zum Duschen und Put­zen. Trotz­dem: Auch hier ist die Qua­li­tät des Trink­was­sers bedroht, zum Bei­spiel durch Nitrat­be­las­tung aus der kon­ven­tio­nel­len Land­wirt­schaft (womit wir wie­der beim The­ma exter­na­li­sier­te Kos­ten wären, s. S. 6 ff). Vie­le Men­schen miss­trau­en des­halb dem Nass aus der Lei­tung. Wer auf öko­lo­gisch erzeug­te Lebens­mit­tel setzt, möch­te auch beim Was­ser hohe Qua­li­täts­an­for­de­run­gen erfüllt sehen. Wel­che Anfor­de­run­gen muss Was­ser in Fla­schen erfül­len und was zeich­net das Was­ser-Sor­ti­ment im Bio-Laden aus?

 

Streng regle­men­tiert: Mineralwasser

 

Was heu­te als Mine­ral­was­ser im Laden steht, fiel vor vie­len Jahr­hun­der­ten als Regen vom Him­mel. Wäh­rend das Was­ser lang­sam durch tie­fe Erd- und Gesteins­schich­ten sicker­te, wur­de es gerei­nigt und gefil­tert, gleich­zei­tig nahm es Mine­ra­li­en aus dem Gestein auf, ver­misch­te sich mit Koh­len­säu­re aus unter­ir­di­schen Vul­ka­nen. Da die Erd- und Gesteins­schich­ten in jeder Regi­on eine unter­schied­li­che Zusam­men­set­zung haben, hat auch jedes Was­ser sein ganz eige­nes Pro­fil. Was sich in Deutsch­land Mine­ral­was­ser nen­nen darf, defi­niert die Mine­ral- und Tafel­was­ser­ver­ord­nung: Es darf nur in die Fla­sche, was aus tie­fen, unter­ir­di­schen Vor­kom­men stammt und so vor Ver­un­rei­ni­gun­gen geschützt ist. Die Qua­li­tät muss gleich­blei­bend sein, das heißt, die Inhalts­stof­fe dür­fen nur gering schwan­ken. Mogeln gilt nicht: Denn das Was­ser muss direkt am Gewin­nungs­ort abge­füllt wer­den, die Zusam­men­set­zung der ent­hal­te­nen Mine­ra­li­en darf nicht geschönt wer­den. Die exak­te Zusam­men­set­zung muss auf dem Eti­kett dekla­riert wer­den. Bei Mine­ral­was­ser sind nur weni­ge Behand­lungs­ver­fah­ren erlaubt: Schwe­fel, Eisen und Koh­len­säu­re dür­fen ent­zo­gen bzw. zuge­setzt wer­den. Wird ein Was­ser als »für die Zube­rei­tung von Säug­lings­nah­rung geeig­net« aus­ge­lobt, muss es stren­ge Grenz­wer­te u.a. für Natri­um, Nitrat, Uran oder Man­gan ein­hal­ten. Als »natri­um­arm« dür­fen Wäs­ser dekla­riert wer­den, bei denen der Gehalt unter 20 Mil­li­gramm pro Liter liegt. Übri­gens: Ein bestimm­ter Mine­ral­stoff­ge­halt ist für Mine­ral­was­ser nicht vor­ge­schrie­ben, man­ches Mine­ral­was­ser ent­hält weni­ger Mine­ra­li­en als Lei­tungs­was­ser. Mine­ral­was­ser ist das ein­zi­ge Pro­dukt, das in Deutsch­land nur mit amt­li­cher Aner­ken­nung in den Ver­kehr gebracht wer­den darf.

 

Pri­ckelnd oder still

 

Das ist eine Fra­ge des Geschmacks: Die spru­de­ligs­te Vari­an­te wird heu­te meist als »Clas­sic« gehan­delt, im Bio-Laden domi­nie­ren die Medi­um- (etwas Koh­len­säu­re) und stil­len Wäs­ser. Aber wo kommt eigent­lich das Pri­ckeln her? Da gibt es zwei Mög­lich­kei­ten: Mine­ral­was­ser kann von Natur aus mehr oder weni­ger Koh­len­säu­re ent­hal­ten. Sie sorgt nicht nur für die klei­nen Bläs­chen, son­dern auch dafür, dass das Was­ser län­ger halt­bar bleibt. Koh­len­säu­re gehört zu den ganz weni­gen Stof­fen, die Mine­ral­was­ser mit phy­si­ka­li­schen Ver­fah­ren ent­zo­gen oder auch zuge­setzt wer­den darf. Steht auf dem Eti­kett mit »Mit eige­ner Quell­koh­len­säu­re«, dann stammt die­se aus der Ori­gi­nal­quel­le. Heißt es dage­gen »Mit Koh­len­säu­re ver­setzt« dann kam tech­nisch her­ge­stell­te Koh­len­säu­re zum Einsatz.

 

Kann Was­ser »Bio« sein?

 

Wel­ches Was­ser im Bio-Laden ver­kauft wer­den darf, dazu gibt es kei­ne ver­bind­li­chen Regeln. Und streng genom­men kann ein Was­ser ja auch nicht Bio sein, die Bio-Zer­ti­fi­zie­rung ist pflanz­li­chen und tie­ri­schen Lebens­mit­teln vor­be­hal­ten. Trotz­dem gibt es Bio-Mine­ral­was­ser. Die Arbeits­ge­mein­schaft Bio-Mine­ral­was­ser will nicht nur die Qua­li­tät des von ihr zer­ti­fi­zier­ten Was­sers sichern. Es geht ihr dar­um, die Prin­zi­pi­en von Bio kon­se­quent auf Was­ser zu über­tra­gen und, wie sie auf der Web­site for­mu­liert, »Mine­ral­brun­nen zu Bio-Was­ser­bau­ern« zu machen. Ent­spre­chend unter­stüt­zen Bio-Ver­bän­de wie Bio­land, Bio­kreis, Deme­ter und Natur­land das Sie­gel der Qua­li­täts­ge­mein­schaft. 14 Betrie­be der Mine­ral­brun­nen­bran­che wirt­schaf­ten nach den Richtlinien.

 

Ganz­heit­lich und alternativ

 

Für vie­le Men­schen, die im Bio-Laden ein­kau­fen, ist Was­ser mehr als nur Flüs­sig­keits­ver­sor­gung. Sie betrach­ten es aus alter­na­tiv­me­di­zi­ni­scher Sicht, nach der es auch Trä­ger von Schwin­gun­gen und ener­ge­ti­schen Infor­ma­tio­nen ist. Ganz­heit­lich ori­en­tier­ten Wasserkäufer:innen ist zum Bei­spiel wich­tig, dass das Was­ser aus arte­si­schen Quel­len oder Brun­nen stammt. Das bedeu­tet, dass es nicht mit Druck aus dem Unter­grund hoch­ge­pumpt wer­den muss, son­dern frei flie­ßend zu Tage tritt. Die Abfül­len­den arte­si­scher Quel­len spre­chen dabei von »leben­di­gen Was­sern«, da so die ursprüng­li­che Mole­ku­lar­struk­tur, sei­ne »Infor­ma­tio­nen« und Ener­gien erhal­ten blei­ben sol­len. Vie­le Kund:innen grei­fen bewusst zu sehr nied­rig mine­ra­li­sier­ten Sor­ten, die als beson­ders geeig­net betrach­tet wer­den, um Abbau­pro­duk­te aus dem Kör­per hin­aus­zu­trans­por­tie­ren. Über die vor­ge­schrie­be­ne Qua­li­täts­si­che­rung hin­aus nut­zen die Anbie­ten­den oft zusätz­li­che Ana­ly­se­ver­fah­ren wie Kris­tall­ana­ly­se oder Bioelektronik.

 

Glas-Mehr­weg und Regionalität

 

Im Bio-Laden ist das kei­ne Fra­ge: Hier domi­niert die Glas-Mehr­weg­fla­sche. Glas gilt als das opti­ma­le Mate­ri­al, um Was­ser vor Umwelt­ein­flüs­sen zu schüt­zen. Eine ande­re gän­gi­ge Ver­pa­ckung sind Fla­schen aus dem Kunst­stoff Poly­ethy­len­te­re­ph­ta­lat, kurz PET. PET-Fla­schen sind leicht, das ist güns­tig, wenn es um Trans­port­we­ge geht und auch sie kön­nen mehr­fach befüllt wer­den. Im Bio-Bereich ist PET den­noch nicht sehr beliebt: Bei der Her­stel­lung und Lage­rung von PET-Fla­schen ent­steht der Stoff Ace­tal­de­hyd. Geht Ace­tal­de­hyd aus der Fla­sche in das Getränk über, kann es in Mine­ral­was­ser schon in sehr klei­nen Men­gen geschmeckt und gero­chen wer­den. Dis­ku­tiert wird auch eine mög­li­che Belas­tung durch Mikro­plas­tik und ande­re Sub­stan­zen. Gera­de beim The­ma Mehr­weg spie­len die Trans­port­we­ge eine gro­ße Rol­le, wenn es um Nach­hal­tig­keit geht. Rund 500 regio­na­le Mine­ral­wäs­ser gibt es laut VDM in Deutsch­land — wer auch beim Was­ser auf Regio­na­li­tät set­zen möch­te, wird also mit hoher Sicher­heit fün­dig. Im Bio-Bereich gibt es auch Anbie­ten­de, die prin­zi­pi­ell nur in einem bestimm­ten Radi­us ausliefern.

 

Im Trend: Was­ser als Genuss

 

Es ist erstaun­lich, wie unter­schied­lich Was­ser schme­cken kann: Hart oder weich, leicht säu­er­lich, sal­zig oder mit einer klit­ze­klei­nen Bit­ter­no­te… Es gibt sogar Was­ser-Som­me­liers und ‑Som­me­lie­ren, die sich ganz dem The­ma wid­men, wel­ches Was­ser zu wel­chem Wein oder Whis­ky passt, bezie­hungs­wei­se wel­ches Was­ser wel­che Spei­se aus­drucks­voll beglei­tet. Das lässt sich übri­gens auch zu Hau­se bewusst prak­ti­zie­ren und genie­ßen: Ein­fach mal ein Was­ser wie einen Wein über die Zun­ge rol­len las­sen, nach­schme­cken, bewusst Geschmack und Mund­ge­fühl regis­trie­ren. Oder eine Was­ser­ver­kos­tung mit unter­schied­li­chen Sor­ten im Fami­li­en- oder Bekann­ten­kreis orga­ni­sie­ren. Viel­leicht ent­deckt ihr dabei einen neu­en Geschmacksliebling.

 

 

 


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Die­ser Bei­trag erschien in Aus­ga­be 103 — Som­mer 2024

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