Gut möglich, dass schon die Steinzeitmenschen ihre Höhlen ausräucherten. Auf jeden Fall ist das Räuchern über alle Zeiten und Kontinente verbreitet: In asiatischen Tempeln glühen edle Hölzer, in Nordamerika aromatische Kräuterbündel, in katholischen Kirchen werden Weihrauchfässer geschwenkt. Auch hierzulande verbrannten Bäuerinnen und Bauern Räucherwerk in Höfen und Stallungen, um Mensch und Vieh vor Übel zu schützen. Gerade die Raunächte zwischen Heiligabend und dem 6. Januar gelten traditionell als ideal zum Räuchern und bis heute gehören Räuchermännchen in vielen Haushalten zur Weihnachtsdekoration.
Heilen, Reinigen, Befreien
In Ayurveda oder TCM wird Räuchern als Heilmethode eingesetzt. In religiösen und spirituellen Traditionen dient das Räuchern der energetischen Reinigung, zum Beispiel von Wohnungen, der Vertiefung der Meditation oder zur Untermalung von Ritualen.
Warum räuchern
Aber man muss durchaus nicht esoterisch veranlagt sein, um das Räuchern als persönliches Wohlfühlritual zu schätzen: Ein angenehmer Duft, der den Raum allmählich erfüllt. Zarte Rauchschleifen, deren Mustern man versonnen nachgucken kann — Düfte und Mischungen für jeden Anlass können auch im ganz normalen Alltag helfen, zur Ruhe zu kommen, die Atmosphäre zu reinigen oder sich besser konzentrieren zu können oder ganz pragmatisch hartnäckigen Mief vertreiben.
Bewusster Umgang
Das Räuchern ist eine uralte Kulturtechnik. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen: Räuchern kann Augen und Schleimhäute reizen und Allergiker:innen zu schaffen machen. Auch kleine Kinder und Haustiere sollten dem duftenden Rauch lieber fernbleiben. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass die Feinstaubbelastung, die beim Räuchern entsteht, gesundheitliche Risiken birgt. Daher gilt: Wer räuchert, tut das stets auf eigene gesundheitliche Verantwortung (dass beim Hantieren mit Feuer grundsätzlich Umsicht geboten ist, versteht sich eh von selbst). Deshalb sollte man nicht täglich räuchern und sich dem Rauch nicht zu intensiv aussetzen. Wer nach dem Räucherritual gründlich lüftet, sorgt dafür, dass sich die Rauchpartikel verziehen können. Und: Wie bei Lebensmitteln und Kosmetik kommt es auch hier auf die Qualität an. Wer will schon industriell erzeugte Aromen, billiges Holzmehl oder Pestizidrückstände einatmen?
Bio, fair und vegan auch beim Räuchern
Bei vielen Räucherstäbchen, die Ihr auf Märkten oder in Geschenkläden findet, handelt es sich um Billig-Produkte mit Billig-Rohstoffen. Insbesondere Duftrichtungen à la »Erdbeere« oder »Grüner Apfel« lassen darauf schließen, dass es sich nicht um natürliche Düfte handelt. Auch die Bedingungen, unter denen Stäbchen und Co. hergestellt werden, sollten uns nicht kalt lassen: So verdrängt die industrielle Massenproduktion immer mehr Manufakturen, wichtige Arbeitsplätze vor Ort gehen verloren — hier lohnt es sich, auf Fair-Trade Zertifizierungen zu achten (Aromandise, Farfalla). Glücklicherweise gibt es Räucherstäbchen, die aus natürlichen pflanzlichen Zutaten hergestellt werden (Farfalla, Khadi) Bio sind (Aromandise) oder sogar Demeter-Qualität haben (Nepali Gardens). Auch Räucherbündel und klassisches Räucherwerk sind in Bio-Qualität zu haben (Kruut beziehungsweise Sonnentor). Übrigens: Die genannten Anbietenden* findet Ihr mit etwas Glück sogar im Bio-Markt Eures Vertrauens.