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Süß­lu­pi­nen
Eiweiß vom hei­mi­schen Acker

Immer mehr Menschen essen immer mehr Fleischalternativen — das ist grundsätzlich eine gute Sache, kommt der Umwelt, dem Tierwohl und der Gesundheit zugute. Hergestellt werden die Alternativen zu tierischen Buletten, Würsten und Co. oft aus Soja, Weizen oder Erbsen. Gefragt sind vor allem Basis-Zutaten, die auch hierzulande gedeihen — so wachsen Sojabohnen mittlerweile auch auf europäischen Äckern. Eine (noch) weniger bekannte, aber ausgesprochen interessante Protein-Lieferantin ist die Lupine.
Bioboom Ausgabe 102 Süßlupinen — Eiweiß vom heimischen Acker
Bioboom Ausgabe 102 Süßlupinen — Eiweiß vom heimischen Acker

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Moment mal, sind Lupi­nen nicht eigent­lich Gar­ten­blu­men? Stimmt, die Schmet­ter­lings­blüt­le­rin gedeiht auch im Stau­den­beet und erfreut mit wei­ßen, vio­let­ten, rosa, gel­ben oder roten Blü­ten­ker­zen. Dort ist sie aus­ge­spro­chen deko­ra­tiv, zum Essen aber kom­plett unge­eig­net. Denn Lupi­nen ent­hal­ten von Natur aus jede Men­ge Bit­ter­stof­fe, sie sind nicht nur nicht lecker, son­dern sogar gif­tig. Die Lupi­nen, die heu­te in der (Bio-)Landwirtschaft genutzt wer­den, sind spe­zi­el­le Züch­tun­gen, die soge­nann­ten »Süß­lu­pi­nen«. Ihr Alka­lo­id­ge­halt liegt bei unter 0,05 Pro­zent — und kön­nen von Mensch und Tier pro­blem­los ver­speist wer­den. Im Bio-Anbau wird ger­ne auf die wei­ße Lupi­ne gesetzt.

 

Soviel Eiweiß wie Sojabohnen

 

Wie Soja­boh­nen, Erb­sen, Kicher­erb­sen ist auch die Lupi­ne eine Hül­sen­frucht und damit ein pflanz­li­cher Pro­te­in­lie­fe­rant: Sie ent­hält alle lebens­not­wen­di­gen Ami­no­säu­ren, mit 35 bis 48 Pro­zent Eiweiß­ge­halt kann sie locker mit der Soja­boh­ne mit­hal­ten. Außer­dem sind die Lupi­nen­sa­men glu­ten­frei, cho­le­ste­rin­frei, reich an Bal­last­stof­fen, lie­fern Vit­amin E, Kali­um, Cal­ci­um, Magne­si­um und Eisen: Das macht sie zu einer hoch­in­ter­es­san­ten vega­nen Nährstofflieferantin.

 

Vor­sicht bei Erdnussallergie

 

Vor­sicht beim Lupi­nen­ver­zehr ist ledig­lich für Allergiker:innen gebo­ten, ins­be­son­de­re für alle, die auf Erd­nüs­se oder Soja reagie­ren. Des­halb müs­sen Zuta­ten aus der Lupi­ne seit 2007 auf dem Eti­kett von Lebens­mit­teln auf­ge­führt wer­den, was beson­ders wich­tig ist, wenn zum Bei­spiel Lupi­nen­mehl als Zusatz in Brot- oder Piz­za­tei­gen zum Ein­satz kommt.

 

 

 

Bioboom Ausgabe 102 Süßlupinen — Eiweiß vom heimischen Acker

 

Voll­wer­tig und vielseitig

 

Die Süß­lu­pi­ne soll­te aber nicht zum Zusatz­stoff degra­diert wer­den: Sie ist ein voll­wer­ti­ges und viel­sei­ti­ges Bio-Lebens­mit­tel. Die ein­ge­leg­ten Samen sind im Mit­tel­meer­raum ein belieb­ter Snack. Tra­di­ti­on hat auch die Ver­ar­bei­tung zu Lupi­nen­kaf­fee, zum Bei­spiel in Süd­ti­rol, wo der »Altrei­er Kaf­fee« bereits seit dem 19. Jahr­hun­dert eine regio­na­le Spe­zia­li­tät ist. Dafür wer­den die Boh­nen wie Kaf­fee­boh­nen gerös­tet und zu Pul­ver zer­mah­len, wel­ches dann zu einem wür­zi­gen Heiß­ge­tränk auf­ge­gos­sen wird, das kof­fe­in­frei und weni­ger bit­ter als her­kömm­li­cher Kaf­fee ist. Noch am Anfang, aber viel­ver­spre­chend, ist Lupi­ne als Flei­sch­al­ter­na­ti­ve. Was die Soja­boh­ne kann, kann die Lupi­ne näm­lich auch: Sie kann zu Lupi­nen­to­fu und ‑tem­peh ver­ar­bei­tet wer­den, zu Würst­chen, Bur­gern oder Geschnet­zel­tem. Dazu punk­tet sie in Brot­auf­stri­chen, Nudeln, als Mehl, Flo­cken und sogar als Milchalternative.

 

Lupi­ne macht den Boden besser

 

Was den Anbau der Lupi­ne span­nend macht: Die Pflan­zen ver­sor­gen sich sozu­sa­gen sel­ber mit Dün­ger. In Zusam­men­ar­beit mit soge­nann­ten Knöll­chen­bak­te­ri­en sam­melt die Lupi­ne, wie auch ande­re Hül­sen­früch­te, Stick­stoff und bin­det die­sen im Boden, ihre tie­fen Wur­zeln lockern ihn dabei auf. Des­halb kön­nen in der Frucht­fol­ge nach der Lupi­ne gut stick­stoff­zeh­ren­de Pflan­zen wie zum Bei­spiel Wei­zen ange­baut werden.

 

Chan­ce verdient

 

Noch ist der Anteil der Lupi­ne an der Eiweiß­ver­sor­gung hier­zu­lan­de gering. Ange­sichts ihrer vie­len guten Eigen­schaf­ten könn­te sich das bald ändern — für mehr Viel­falt auf dem Tel­ler, weni­ger Abhän­gig­keit von impor­tier­tem Eiweiß und zum Vor­teil der Böden.

 

 

 

 


Lese­emp­feh­lung: Hier erfährst inter­es­san­te Hin­ter­grün­de zu Masa­la Chai → Gewürz. Tee. Bio.


 

 

 

Die­ser Bei­trag erschien in Aus­ga­be 102 — Früh­jahr 2024

Bioboom Cover Ausgabe Nr. 102 — Frühjahr 2024

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