Die Heinrich-Böll-Stiftung, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) haben den »Pestizidatlas 2022« vorgelegt. Er zeigt, dass die Menge weltweit eingesetzter Pestizide seit 1990 um 80 Prozent gestiegen ist.
Auch in der EU liegt der Einsatz mit rund 350.000 Tonnen auf hohem Niveau. Allein in Deutschland werden bis zu 35.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe pro Jahr verkauft. Der Einsatz von Pestiziden führt, so die drei Organisationen, zu anhaltenden Belastungen von Mensch, Natur und Umwelt. Konkretes Beispiel: An Luftmessstellen lassen sich Pestizide nachweisen, die bis zu 1.000 Kilometer weit entfernt ausgebracht wurden – auch in Naturschutzgebieten finden sich Pestizidrückstände.
Eine fatale Wirkung hat der Einsatz von Pestiziden auf die biologische Vielfalt: konventionell bewirtschaftete Äcker weisen nur drei Prozent der floristischen Artenvielfalt auf, die auf Äckern zu finden ist, die noch nie mit Pestiziden behandelt wurden. Wenig überraschend: Auf biologisch bewirtschafteten Äckern liegt die Vielfalt mit 53 Prozent erheblich höher. Insbesondere im Globalen Süden, wo Arbeitende oftmals nicht ausreichend geschützt sind, steigt die Zahl der Pestizidvergiftungen. So sei zurückhaltenden Berechnungen zufolge in Asien von jährlich rund 255 Millionen Vergiftungsunfällen auszugehen, in Afrika von knapp über 100 Millionen und auch in Europa von immerhin rund 1,6 Millionen.
»Auch in Europa sprühen wir viel zu viel: Alleine Äpfel, das Lieblingsobst der Deutschen, werden etwa 30-mal pro Saison gespritzt, Weinreben bis zu 17-mal und Kartoffeln bis zu 11-mal«, berichtet Barbara Unmüßig, Vorständin der Heinrich-Böll-Stiftung. Eine Trendumkehr sei nötig, um den Verlust der Artenvielfalt sowie die Vergiftung von Mensch und Natur zu stoppen. Gerade die junge Bevölkerung in Deutschland erteile der Politik dafür einen klaren Handlungsauftrag: »Mehr als 70 Prozent der Befragten fordern eine deutliche Reduktion des Pestizideinsatzes in Deutschland. Und fast genauso viele wollen den Export von in Europa nicht zugelassenen Pestiziden in andere Weltregionen verbieten«, fasst Unmüßig das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 16- bis 29-Jährigen zusammen.
Den kompletten Pestizidatlas 2022 mit über 50 Seiten
und über 80 Grafiken findet Ihr zum Download unter:
→ boell.de/pestizidatlas
→ bund.net/pestizidatlas
→ pan-germany.org/pestizidatlas